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Bildung für gesellschaftliche Verantwortung und Förderung digitaler Kompetenzen – Interview mit Vizepräsidentin Prof. Dr. Eva Kocher

Bildung für nachhaltige Entwicklung und Digitalisierung – das sind nicht nur gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, sondern auch zwei aktuelle Schwerpunkte aus dem Bereich der Vizepräsidentin für Lehre und Studium. Was hinter diesen Themenfeldern steckt und was das für die Viadrina bedeutet, erzählt Vizepräsidentin Prof. Dr. Eva Kocher im Interview.

20190405_PK-P-SoSe_UV_1341_190x270 ©Heide Fest

Frau Kocher, was ist der Viadrina-Fokus bei dem Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und welche Projekte stecken konkret dahinter?

Seit Anfang 2020 gibt es die Arbeitsgemeinschaft „Nachhaltigkeit an Brandenburger Hochschulen“, die auf Grundlage der Rahmenverträge des Landes Brandenburg mit den Hochschulen entstanden ist. Als Viadrina haben wir in diesem Bereich den Fokus darauf gelegt, wie die Lehre an gesellschaftlichen Herausforderungen ansetzen kann. Lehren und Lernen an unserer Universität zielt neben der Wissensvermittlung auch auf die Reflexion von Wissen und gesellschaftlicher Verantwortung sowie auf die Fähigkeiten ab, vorausschauendes Denken mit entsprechendem Handeln zu verbinden. Dies sind Kompetenzen, die zur Bewältigung der Herausforderungen, vor denen heutige Gesellschaften stehen, von besonderer Bedeutung sind und die deshalb in den Viadrina-Leitideen für die Lehre eine wichtige Rolle spielen. Auch ein DAAD-Projekt, das sich mit dem Thema „Challenge-Based Learning“ auseinandersetzt, ist ein wichtiger Beitrag zu diesem Fokus. Beides trifft sich im Ziel, Studierende für gesellschaftliche Verantwortung zu bilden; deshalb würde ich dies gern unter dem Motto „Bildung für gesellschaftliche Verantwortung“ zusammenführen.

Womit beschäftigt sich das DAAD-Projekt „Challenge-Based Learning“ inhaltlich?

Es handelt sich um eine Zusammenarbeit mit mehreren europäischen Universitäten. Wir lernen dort gegenseitig von den Erfahrungen mit „challenge-based learning“, d. h. mit Lehre, die gemeinsam mit gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren oder in einer gesellschaftlichen Praxis entwickelt wird. Auch an der Viadrina gibt es schon viele Beispiele hierfür, insbesondere die projektorientierte Lehre des ENS-Studiengangs MoDE, die „Hinsehen“-Seminarreihe an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, zahlreiche Seminare in Kooperation mit der Stadt Frankfurt an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät, „Moot Courts“ oder die geplante „law clinic“ an der Juristischen Fakultät.

Aber es geht hier auch um konventionellere Lehre, die von „real-life problems“ ausgeht und zu deren Bearbeitung zurückführt. Solche Ansätze sind in allen Studiengängen der Viadrina sehr verbreitet; systematischer gedacht finden wir das z. B. im Masterstudiengang Konfliktmanagement oder in Lehrveranstaltungen, die anhand von Praxisbeispielen durchgeführt werden.

In der Sache ist es mein Ziel, Challenge-Based Learning als den Viadrina-Ansatz zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zu entwickeln und strategisch zu positionieren. Denn hier werden Selbstlernprozesse und Kompetenzen im Sinne von Bildung für gesellschaftliche Verantwortung entwickelt. Bei der strategischen Entwicklung müssen wir uns auch mit den besonderen Herausforderungen dieser Form von Lehre auseinandersetzen, die nicht nur im meist erheblichen Aufwand bestehen.

Können sich Interessierte an dem Projekt beteiligen?

Ja, unbedingt! Es gibt für den Austausch eine Moodle-Gruppe, die ist offen für Lehrende und Studierende, die sich engagieren wollen (sie läuft unter dem Namen „Bildung für nachhaltige Entwicklung“). Interessierte können sich gern bei mir melden. Vom 2. bis 4. Mai wird es auch einen internationalen Workshop zu dem Thema an der Viadrina geben.

Worum geht es bei dem zweiten aktuellen Schwerpunkt „digitale Kompetenzen“?

Erste Ideen dazu wurden in der „AG Digitalisierung und Lehre“ entwickelt – und zwar im Februar 2020, also unmittelbar bevor sich die Lehre pandemiebedingt rasant digitalisierte. „Förderung digitaler Kompetenzen“ bezieht sich auch nicht auf Online-Lehre, sondern auf Fragen der Curriculumsentwicklung. Es geht zum einen darum, welche Qualifikationen und Fähigkeiten Studierende benötigen, um sich im digitalen Raum sachgerecht Inhalte und Denkweisen erarbeiten zu können, und zum anderen darum, wie solche Kompetenzen an der Viadrina bestmöglich gefördert werden können.

Zu diesem Themenkomplex hatten wir uns im vergangenen Jahr erfolgreich für eine Peer-to-Peer-Beratung beim Hochschulforum Digitalisierung beworben. Die Workshops mit den Peers finden vom 2. bis 4. April statt.

Interessierte an allen Fragen von Digitalisierung und Lehre können sich jederzeit gern in der AG beteiligen.

Was planen Sie darüber hinaus?

Am 17. Mai soll an der Viadrina erstmals ein „Tag der Lehre“ stattfinden. Er dient dem Austausch von Lehrenden und Studierenden der Viadrina über strategische Projekte der Hochschullehre an der Viadrina. Der Tag der Lehre soll eine möglichst große Zahl von Studierenden und Lehrenden mit ihren Erfahrungen in die stattfindenden Prozesse einbeziehen. Beide Themen – Bildung für gesellschaftliche Verantwortung und digitale Kompetenzen – werden auch hier eine Rolle spielen; auch über die Zukunft der Online-Lehre werden wir dort sprechen können.

In der ViadrINFO wird es in nächster Zeit genaue Infos über den Tag der Lehre geben.

(UP)

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