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Abteilung für Hochschulkommunikation
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Was passiert eigentlich, wenn Beschäftigte der Viadrina krank werden? Das war die Leitfrage einer internen Veranstaltung für Beschäftigte im Rahmen der Diversity-Tage am 17. Oktober 2023. In der anderthalb-stündigen Online-Diskussion ging es um das Thema Erkrankung im Spannungsfeld von Arbeitsschutz, Fürsorgepflichten und Leistungsansprüchen. Rund 40 Personen nahmen teil und tauschten sich, nach einer inhaltlichen Einführung, zu dem Thema in kleinen Gruppen aus. Die gewonnenen Anregungen und Bedarfe sollen zukünftig in die Angebote und Projekte der Abteilung Chancengleichheit einfließen.
Bis zu 17 Tage sind die Mitarbeitenden an der Viadrina im Schnitt über das gesamte Jahr verteilt krank. Das konnte Personaldezernentin Susanne Nettesheim berichten. Damit liegt die Viadrina nah am deutschen Durchschnitt, der von den gesetzlichen Krankenkassen mit 15 Tagen (2022) angegeben wird. Die Zahl war 2022 deutlich angestiegen (von rund elf Tagen in den Vorjahren).
Auf den Zusammenhang von (Langzeit-)Krankheit und Konflikten am Arbeitsplatz ging Ellen Birkhahn ein. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Mediation, Konfliktmanagement und Verfahrenslehre und promoviert dort zu diesem Thema. Die Anzahl der Langzeit-Erkrankten (über 42 bzw. 100 Kalendertage) sei zwar nicht hoch, diese machen jedoch insgesamt die meisten Krankheitstage aus, so Birkhahn. „Eingeschränkte Gesundheit, Krankheit oder krankheitsbedingte Einbuße von Leistungsfähigkeit sind sensible und tabubehaftete Themen“. Sie verwies auf ein schwieriges Spannungsfeld: Einerseits könnte fehlende Rücksichtnahme von Vorgesetzten und Kolleg*innen zu Überlastungen führen, andererseits könnte Fürsorge und Rücksichtnahme aber auch als übergriffig empfunden werden. Aus ihrer Forschung konnte Ellen Birkhahn berichten, dass unbearbeitete, ausfallbedingte Konflikte häufig zu erneuten Krankheits-Ausfällen führen würden.
Ein Instrument, um hier anzusetzen, ist das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), welches an der Viadrina 2012 eingeführt wurde. Beschäftigten, die innerhalb von zwölf Monaten länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig erkrankt waren, wird vom Personaldezernat ein BEM-Angebot unterbreitet. Ziel ist es, über längere Zeit erkrankten Personen nach ihrer Genesung einen guten Weg zurück in das Arbeitsleben zu ermöglichen. Die Betroffenen können das BEM-Angebot annehmen oder ablehnen; die Teilnahme ist freiwillig. Darüber hinaus können Erkrankte das Personaldezernat auch selbst ansprechen, wenn sie ein BEM-Gespräch auf eignen Wunsch in Anspruch nehmen wollen.
Das BEM-Verfahren besteht zunächst aus einem Gespräch mit dem Eingliederungsteam. Weitere Schritte werden dann gemeinsam vereinbart und mögliche Maßnahmen erörtert. 2023 wurde an der Viadrina ca. 50 Personen ein BEM-Verfahren angeboten, etwa 30 Prozent nahmen dieses an, bei weiteren 30 Prozent stand zum Zeitpunkt der Veranstaltung noch eine Antwort aus, wie die BEM-Beauftragte Stephanie Thaens aus dem Personaldezernat berichtete.
In der Diskussion wurde deutlich, dass das BEM an der Viadrina noch weitgehend unbekannt ist und nur wenige sich konkret etwas darunter vorstellen können. Dafür war die Veranstaltung ein erster Schritt. Es wurde deutlich, dass Sensibilisierung auf allen Ebenen wichtig ist: Es gehe nicht nur darum, wie Vorgesetzte mit dem Thema Erkrankung umgehen, sondern auch Kolleg*innen untereinander, denn krankheitsbedingte Ausfälle betreffen auch das unmittelbare und erweiterte Arbeitsumfeld. Die Diskussionsteilnehmenden äußerten den Wunsch nach Unterstützung bei diesem Thema: die Vorgesetzten, wie sie mit Erkrankten und der Situation im Team umgehen können, betroffene Mitarbeitende, wie sie auf BEM-Angebote reagieren sollen und Team-Mitglieder, wie sie mit erhöhter Arbeitsbelastung aufgrund von Krankheitssituationen umgehen können.
Text: Ulrike Polley
Redaktion ViadrINFO
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