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Senat diskutierte zur Entwicklung der Studierendenzahlen an der Viadrina

In seiner ersten Sitzung 2024 hat sich der Senat der Viadrina mit dem Thema Studierendenzahlen befasst. Die Senatorinnen und Senatoren hatten vorab eine Anfrage an das Präsidium gestellt, in der sie sich zum Ist-Zustand, Akquise-Strategien und der universitätsweiten Kommunikation sowie Beteiligungsmöglichkeiten zu diesem Thema erkundigten. Vizepräsidentin Janine Nuyken und Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Brömmelmeyer präsentierten Zahlen und Fakten und stiegen dann mit den Senatsmitgliedern und Gästen in die Diskussion ein. Eine Zusammenfassung der Präsentation und Diskussion lesen Sie in diesem Beitrag.

Die Gesamtstudierendenzahlen an der Viadrina sind von 2012 bis 2023 um 37 Prozent zurückgegangen; insbesondere in den vergangenen Jahren seit 2019 – das zeigte sich in der Bestandsaufnahme, die Janine Nuyken vorstellte. Auch an der BTU Cottbus-Senftenberg sind demnach die Studierendenzahlen im gleichen Zeitraum um 36 Prozent gesunken; allerdings insbesondere in den Jahren bis 2019. Die Universität Potsdam verzeichnete in der Zeitspanne einen Rückgang von drei Prozent. Schaut man sich die Zahlen für die Viadrina in den vergangenen zehn Jahren genauer an, sind folgende Punkte besonders auffällig:

  • Rückgang im Bereich der Studierenden im ersten Hochschulsemester um 38 Prozent;
  • noch stärkerer Rückgang (minus 47 Prozent) von Studierenden im ersten Fachsemester, insbesondere Masterstudierende. Das zeigt sich auch bei den Abschlussarten, bei denen die stärksten Verluste die Master-Studiengänge verzeichnen (minus 42 Prozent);
  • weniger Rückgang im Bereich der internationalen Studierenden (minus sieben Prozent);
  • nach Fachrichtungen ist der stärkste Rückgang in den Kulturwissenschaften zu verzeichnen (minus 60 Prozent), gefolgt von Jura (minus 34 Prozent) und Wirtschaftswissenschaften (minus 22 Prozent). Die interdisziplinären Studiengänge können hingegen einen Zuwachs von 75 Prozent verzeichnen.

In ihrer Analyse benannten die Vizepräsidentin und der Vizepräsident einige externe Faktoren, die sich auf die Studierendenzahlen auswirken, auf welche die Viadrina aber keinen Einfluss nehmen kann:

  • demografische Entwicklung und leicht sinkende Studierneigung in Deutschland insgesamt;
  • sinkendes Interesse an Geisteswissenschaften bundesweit;
  • steigende Attraktivität von privaten Hochschulen, Hochschulen für angewandte Wissenschaften und dualen Studiengängen;
  • nachlassender Nachfragedruck an den Berliner Universitäten;
  • Trend zu Metropolen, verbunden mit geringen Mobilitätsradien um Wohn-/Herkunftsort (insbesondere seit Corona);
  • schwierige Pendelsituation von Berlin nach Frankfurt (Oder) aufgrund von gehäuften Problemen im Bahnverkehr und auf der Autobahn.

Als Hauptziel, welches die Hochschulleitung in puncto Entwicklung der Studierendenzahlen verfolgt, nannten Nuyken und Brömmelmeyer eine Stabilisierung der Zahlen bei 4.000 bis 5.000 Studierenden. Dafür soll die stärkere Profilierung der Viadrina als Europa-Universität angegangen, das Studienangebot attraktiver gestaltet, die Studienqualität erhöht und die Akquise optimiert werden.

Dazu seien bereits einige Maßnahmen ergriffen worden, etwa neue Studienangebote wie der Duale Studiengang Wirtschaftsprüfung an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, der mehrsprachige Bachelorstudiengang Cultural and Social Studies an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät und das studienbegleitende Zertifikatsprogramm VIAPACS des Instituts für Konfliktmanagement. Eine grundlegende Reformagenda wird an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät gerade diskutiert; auch an der Juristischen Fakultät wurde eine Reformkommission eingerichtet. Zur Verbesserung der Studienqualität wurde an der Juristischen Fakultät bereits ein Juristisches Lernzentrum eingerichtet.

Weitere Maßnahmen sind geplant, zum Beispiel ein Dualer Bachelor BWL und Unternehmensbesteuerung sowie der Umbau beziehungsweise die Eröffnung des Coworking Spaces am Auditorium Maximum, welcher zu einer Verbesserung der Studienqualität beitragen wird.

Die Hochschulleitung erwäge auch weitere Maßnahmen, so Nuyken und Brömmelmeyer. So werde beispielsweise über die Einführung eines studienvorbereitenden „Liberal Arts-Semesters“ als Orientierungsstudium nachgedacht. Eine andere Überlegung bezieht sich auf das Mehrfach-Bachelor-System mit Haupt- und Nebenfach. Auch weitere Zertifikatsprogramme nach dem Vorbild von VIAPACS und ein erweitertes englischsprachiges Studienangebot sind im Gespräch; ebenso eine Campusaufwertung, Modernisierung der Lehr- und Lernräume sowie ein neues Konzept für die Bibliothek zur Verbesserung der Studien- und Aufenthaltsqualität.

Im Bereich Marketing und Akquise wurde, auf Grundlage von Analysen und Workshops unter Einbeziehung aller Statusgruppen, jüngst gemeinsam mit einer Kommunikationsagentur eine neue Kampagne erarbeitet, die das Nutzungsversprechen für die jeweiligen Zielgruppen ins Zentrum stellt. Diese kommt Anfang Mai 2024 für die Bewerbung zum Wintersemester 2024/25 zur Anwendung. Der Einsatz von Instagram für die Studierendenakquise und -bindung wurde professionalisiert und verstärkt. Zudem konnten die für Studieninteressierte und Studierende relevanten Webseiten der Viadrina im Relaunch-Prozess als erstes aktualisiert werden.

In der anschließenden Diskussion mit dem Senat ging es unter anderem um das Thema Profilierung der Viadrina und den Osteuropa-Schwerpunkt, die Aufenthaltsqualität auf dem Campus, innovative Lehrformate und das Verhältnis von Online- und Offline-Lehre sowie Werbung in Sozialen Medien. Es wurde deutlich, dass Analyse, Ziele und Maßnahmen große Überschneidungen mit der Begutachtung der Brandenburgischen Hochschulen durch den Wissenschaftsrat aufweisen. Die Senatsmitglieder regten eine proaktive Kommunikation der Hochschulleitung zu diesem Thema und die Möglichkeit von Partizipation an.

Text: Ulrike Polley
Grafiken: Hochschulleitung