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„Die Ukraine ist von einem Objekt zu einem Subjekt der Geschichte geworden.“

Prof. Dr. Gerhard Simon, ehemaliger wissenschaftlicher Direktor des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien in Köln, sprach am 27. April zur Eröffnung des zweiten Durchgangs des berufsbegleitenden Weiterbildungsprogramms „Ukraine Calling“. Seine These: Russland hat Interesse an einer destabilen Ukraine und versucht, der Westorientierung des Landes entgegenzuwirken.

„Russland wird die Wiederherstellung der internationalen Grenzen nicht zulassen, vielmehr ist die offene Grenze im russischen Interesse. Sie bleibt ein willkommener Hebel bei der Destabilisierung der Ukraine“, so Prof. Dr. Gerhard Simon. Eine Lösung für den Konflikt sei nicht zu erkennen, solange Russland daran festhalte, ein Imperium zu sein, das sein ehemaliges Territorium auch für die Zukunft beansprucht. Die Ukraine wiederum richte ihre Außenpolitik stärker auf die Europäische Union und die USA aus und sei nicht bereit, zu einem „Vasallenstatus“ zurückzukehren. „Fasst man die Entwicklung seit 1991 zusammen, kann man sagen, dass die Ukraine von einem Objekt zu einem Subjekt der Geschichte geworden ist“, so der Historiker.

Viadrina-Präsident Prof. Dr. Alexander Wöll betonte, dass die tiefgreifenden Veränderungen in der Ukraine, die mit dem Maidan und der Annexion der Krim begonnen hatten und mit dem fortlaufenden Konflikt im Donbass bis heute andauern, fundierte Kenntnisse über die komplexen Zusammenhänge im postsowjetischen Raum weit über die Ukraine hinaus erforderten. „Wir als Viadrina möchten einen Beitrag leisten, die sich überlagernden Narrative der ukrainischen Politik erkennen und verstehen zu können. Aus diesem Grund begreifen wir unsere Universität als einen Ort des Austausches zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft mit dem Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa“, so Wöll.

„Ukraine Calling“ richtet sich an Verantwortliche aus Politik, Kultur, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die ihre Kenntnisse zur Ukraine ausbauen und Projektideen gemeinsam mit ukrainischen Partnern umsetzen möchten. Das Programm beruht auf drei Säulen: der Wissensvermittlung in Seminaren und Workshops, einem individuellen Projekt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und dem Austausch mit ukrainischen Akteurinnen und Akteuren in Kiew. Die erste Präsenzphase fand vom 27. bis 29. April an der Europa-Universität statt. Sie diente der Projektplanung und dem Wissenstransfer.

2016 hatten in der ersten Runde von „Ukraine Calling“ 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Projektideen entwickelt. Insgesamt zehn Projekte befinden sich derzeit in der Umsetzung, sieben davon finanziert durch das Auswärtige Amt, die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft und durch die Deutsche Botschaft Kiew. (Stefan Henkel / LW )

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