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„Ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft auseinanderfällt. Die Menschen leben neben- und nicht miteinander“, konstatierte der Erzbischof zu Beginn der Veranstaltung im bis auf den letzten Platz besetzten Senatssaal. „In den ankommenden Flüchtlingen sehe ich eine große Chance, das Miteinander positiv zu beeinflussen. Die Anwesenheit der Flüchtlinge wirkt sich schon jetzt auf die Einheimischen aus. In den Berliner Gemeinden gibt es mittlerweile Menschen aus 112 Nationen“, so Koch weiter.
Prof. Dr. Werner Schiffauer, der die Professur für Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie an der Viadrina inne hat, teilte die Einschätzung, dass sich das Miteinander zum Positiven verändert: „In Deutschland engagieren sich ca. fünf bis sechs Millionen Menschen für Geflüchtete. Sie übernehmen vor Ort Verantwortung, indem sie Sprachkurse anbieten und Geflüchtete bei Behördengängen begleiten.“ Diese Hilfe sei identitätsstiftend für die Bürgerinnen und Bürger. Prof. Dr. Ulrike Kostka hob die Rolle der Religionen als zivilgesellschaftliche Säulen hervor: „Es ist eine zentrale Verantwortung der Religionen, zu helfen, dass jeder Mensch zur Gesellschaft dazugehört. Das gilt für die hier lebenden wie auch für die neu ankommenden Menschen in gleicher Weise“. Die Diözesan-Caritasdirektorin hatte mit dem Berliner Senat über Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete verhandelt, die ab 2012 den Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg besetzt hatten.
Martin Patzelt hatte persönlich erfahren, dass der Zuzug von Migrantinnen und Migranten auch auf Protest stößt. Der Bundestagsabgeordnete hatte zwei Geflüchtete in seinem Haus aufgenommen und dafür Schmähbriefe und Morddrohungen erhalten: „Mittlerweile haben sich die Einwohner in meinem Wohnort Briesen daran gewöhnt, dass Menschen anderer Hautfarbe auch dort wohnen. Das war kein einfacher Prozess“, fasste der CDU-Politiker seine eigene Erfahrung zusammen. Gemeinschaftliches Handeln sei das zentrale Element für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, denn dies verbinde, so Patzelt. Viadrina-Präsident Wöll bezeichnete es als zentrale Aufgabe von Universitäten, nicht nur Theorie zu vermitteln, sondern zu zeigen, wie Studierende Demokratie leben und sich in die Gesellschaft einbringen können. (LW)
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