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„Die 1820er Jahre waren geprägt von aggressivem Judenhass und aufkommendem deutschen Nationalismus. Antisemitismus zog sich bis in akademische Kreise. Juden galten als Staat im Staate, denen keine vollen Bürgerrechte zugesprochen werden könnten“, erläuterte Dr. Werner Treß, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam. „Jüdische Gelehrte, wie Leopold Zuns, Michael Hess und Gotthard Salomon, wollten dieser Unwissenheit über das Judentum mit Wissen und Wissenschaft begegnen, um zu zeigen, dass jüdische Zeremonien und staatsbürgerliche Pflichten sehr wohl miteinander vereinbar sind. Gemeinsam mit Lehrern und Rektoren jüdischer Reformschulen legten sie mit ihren Schriften die Basis für die Wissenschaft des Judentums“, so der Historiker. Eine Institutionalisierung jüdischer Wissenschaft erfolgte laut Treß erst 1854 mit der Gründung des „Jüdisch-Theologischen Seminars“ in Breslau und 1872 mit der Eröffnung der „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ in Berlin. Die Wissenschaft des Judentums im 19. Jahrhundert war ein Vorläufer der heutigen Judaistik.
Rund 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Israel, Großbritannien, Deutschland und den USA diskutierten an drei Konferenztagen über die Wissenschaft des Judentums seit ihrer Gründung im 19. Jahrhundert. Sie berücksichtigten dabei insbesondere die Diaspora und Migrationsprozesse in Mittel- und Osteuropa.
Das Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg ist eine gemeinsame Initiative der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin, der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), der Universität Potsdam, des Abraham Geiger Kollegs sowie des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam in Kooperation mit der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Das Zentrum wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. (LW)
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