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„Informeller Handel ist keine organisierte Kriminalität.“

„Wie weit fährt der Schmugglerzug?“ – Unter diesem Titel warf Dr. Małgorzata Irek von der Universität Oxford am 9. Januar Licht auf informellen Handel, der sich zwischen Berlin und der deutsch-polnischen Grenzregion seit den 1980er Jahren entwickelt hat.

Sie zählt zu den wenigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit informellem Handel befasst: Seit über 30 Jahren untersucht die Soziologin Dr. Małgorzata Irek den Waren- und Personenverkehr zwischen Ost- und Westeuropa, der nicht von staatlicher Seite kontrolliert wird. Bereits in den 1980er Jahren forschte die aus dem polnischen Świebodzin stammende Irek in den Pendlerzügen zwischen dem deutsch-polnischen Grenzgebiet und Berlin zu Schmuggel. „Damals kauften polnische Arbeiter, die in Ostberlin arbeiteten, von ihrem Lohn Elektronik, Schuhe und Filme ein, die sie in Polen für das vier- bis fünffache weiterverkauften. Sie versteckten die Waren in der Verkleidung der Zugabteile oder auf den Toiletten“, schilderte sie ihre Beobachtungen.  

„In den 1990er Jahren entwickelte sich Frankfurt (Oder) von einem reinen Transitort zu einem Zentrum informeller Netzwerke. Ich lernte eine Frau kennen, die im Regionalexpress über ein Gruppenticket polnische Putzfrauen aus der Grenzregion in die deutsche Hauptstadt und wieder zurückbeförderte“, erklärte Irek. „Informeller Handel ist keine organisierte Kriminalität, da diese sehr strukturiert ist und klare Hierarchien aufweist. Es handelt sich um informelle Netzwerke, die Personen spannen, um sich etwas dazu zu verdienen.“ Ihre Erkenntnisse zum informellen Handel hatte Irek bereits 1998 in dem Band „Der Schmugglerzug“ veröffentlicht. In diesem Jahr erscheint ihre Studie über polnische Himbeerpflücker in Großbritannien, die sie während einer 28-stündigen Busreise interviewt hatte.

Der Vortrag der polnischen Soziologin war einer von insgesamt vier Vorträgen im Rahmen des Seminars „RE 1 und der Bahnhof Frankfurt (Oder) als Transitorte im deutsch-polnischen Kontext“. Viadrina-Historiker Dr. Jan Musekamp hatte das Seminar anlässlich des 175. Jubiläums der Bahnverbindung Berlin-Frankfurt (Oder) organisiert. (LW)

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