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„Die Deutschen sind keine ‚Polenversteher’, aber sie interessieren sich zunehmend für den Nachbarn im Osten.“

Wie steht es um die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland zur Halbzeit der polnischen Legislaturperiode? Diese Frage diskutierten am 24. Januar Zeit- und Spiegel-Online-Journalist Thomas Dudek, der Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Parlamentariergruppe im polnischen Sejm, Szymon Szynkowski vel Sęk (PiS) und der Referent für Ostmitteleuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Tobias Rüttershoff, an der Viadrina. 

„Die Deutschen sind keine ‚Polenversteher’, aber sie interessieren sich zunehmend für den Nachbarn im Osten, was steigende Besucher- und Einwandererzahlen in Polen belegen“, umriss Thomas Dudek das aktuelle Verhältnis zwischen Deutschen und Polen. „Die Beziehungen sind überwiegend gut, wenn wir uns die wirtschaftliche Zusammenarbeit, den Jugendaustausch und gemeinsame kulturelle Projekte anschauen. Ich denke dabei auch an Kooperationen in der Wissenschaft, wie etwa zwischen der Viadrina und der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań“, analysierte Szymon Szynkowski vel Sęk. „In anderen Bereichen wünsche ich mir mehr Verständnis von deutscher Seite, insbesondere hinsichtlich des Zweiten Weltkrieges und der Frage deutscher Reparationszahlungen. Dies sind immer noch offene Wunden in Polen.“    

Alle drei Diskutanten sprachen sich für eine Debatte über Reparationszahlungen in beiden Ländern aus. „In Deutschland wird außer Acht gelassen, dass Polen am meisten unter der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg gelitten hat“, erklärte Dr. Tobias Rüttershoff. „Hochrechnungen haben ergeben, dass Deutschland für weniger als 1 Prozent der Kriegsschäden in Polen aufgekommen ist. Dies sollte auf wissenschaftlicher und parlamentarischer Ebene aufgearbeitet werden“, forderte der polnische Abgeordnete.

Die Vision der deutsch-polnischen Beziehungen in zehn Jahren fiel bei den Diskutanten positiv aus: „Ich gehe davon aus, dass sich die derzeitigen politischen Turbulenzen zwischen Berlin und Warschau legen werden und die zwischenmenschlichen Beziehungen stärker sind“, gab Dudek sich optimistisch. Szynkowski vel Sęk verwies darauf, dass es mehr als die deutsch-französische Achse brauche, um die europäische Union weiterzuentwickeln: „Wir wollen diesen Weg an der Seite Deutschlands gehen.“ Rüttershof äußerte den Wunsch, dass die deutsch-polnischen Beziehungen in Zukunft auf die Ebene der deutsch-französischen gehoben werden können.

Das von Viadrina-Doktorand Daniel Lemmen moderierte Podiumsgespräch wurde organisiert von der Stipendiatengruppe der Konrad-Adenauer-Stiftung an der Viadrina. (LW)

Auf dem Foto (v.l.n.r.): Dr. Tobias Rüttershoff, Thomas Dudek, Szymon Szynkowski vel Sęk und Daniel Lemmen

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