„Blühen statt Verfall“: Lesung und Gespräch mit Christian Bangel über Frankfurt – damals und heute

Ende 2017 hat Christian Bangel seinen Debütroman über das Leben im Frankfurt der 1990er Jahre veröffentlicht – und damit einen Nerv getroffen. Zur zweiten Lesung des Buches in seiner Heimatstadt kamen abermals rund 80 Gäste, die einem spannenden Gespräch mit Gastgeber Prof. Dr. Lorenz Pöllmann lauschen konnten.

„Ich hatte schon lange das Gefühl, man müsste die 1990er Jahre im Osten irgendwie erzählen“, antwortet Christian Bangel auf die Einstiegsfrage, warum er einen Roman über Frankfurt geschrieben habe. Der gebürtige Frankfurter ging Ende der 1990er nach Hamburg. Vorbehalte und Vorurteile gegenüber Ostdeutschland herrschten damals dort vor, wo er hinkam. Dem wollte er etwas entgegensetzen. Heute ist er Journalist bei ZEIT Online.

„Oder Florida“ spielt im Jahr 1998, die Wende ist schon ein paar Jahre her. Für Christian Bangel steht das Jahr jedoch symbolisch für die unterschiedlichen Entwicklungen in Ost und West nach 1989. Politisch und gesellschaftlich stand in Westdeutschland alles auf Wandel: Erstmals wurde eine Bundesregierung komplett abgewählt, es gab die erste rot-grüne Koalition auf Bundesebene – und nach 16 Jahren im Amt wurde Helmut Kohl von Gerhard Schröder abgelöst. Und im Osten? „Es war einfach nur ein normales Jahr, es gab keine großen Impulse in der Stadt“, erinnert sich Christian Bangel.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Lorenz Pöllmann, Professor für Kulturmanagement, ging es während der Lesung auch um Ähnlichkeiten zwischen dem Romanheld Freier und dem Autor Bangel und die Veränderungen in Frankfurt in den letzten 20 Jahren. „Blühen statt Verfall, Anti-Nazi-Demos, die Viadrina entwickelt sich gut – die Stadt hat eine Menge aus sich gemacht und das ist auch den Leuten zu verdanken, die hiergeblieben sind und ihren Beitrag dazu geleistet haben. Vor diesen Leuten habe ich großen Respekt“, sagte Bangel zum Abschluss anerkennend. (UP)