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„Die Ukraine verfügt über eine selbstbewusste Zivilgesellschaft.“

Wie beeinflussten ausländische Organisationen und Stiftungen die ukrainische Zivilgesellschaft vor den Maidan-Protesten 2013? Dieser Frage ist Dr. Susann Worschech in ihrer Doktorarbeit nachgegangen, die sie am 27. Juni vorstellte. Prof. Dr. Gwendolyn Sasse, wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien Berlin, kommentierte.

„Die Ukraine verfügt über eine selbstbewusste Zivilgesellschaft, die nicht von außen aufgebaut wurde. Bereits zur Zeit der Sowjetunion gab es eine starke Dissidentenbewegung im Land“, so Dr. Susann Worschech eingangs. Da es viele Studien zur Demokratieförderung, aber nur wenige zur Zivilgesellschaft gebe, war es Anliegen ihrer Doktorarbeit, die Verbindungen von externer Demokratieförderung und der Entwicklung der Zivilgesellschaft zu untersuchen. Für ihre Dissertation mit dem Titel „Die Herstellung von Zivilgesellschaft. Strategien und Netzwerke der externen Demokratieförderung in der Ukraine“ hatte die Sozialwissenschaftlerin 34 Förderorganisationen zu Strategien und Zielen ihrer Förderung befragt.

Dabei konnte sie drei Ansätze unterschiedlicher Förderungen feststellen. Akteure, wie die Europäische Union und US-AID, verfolgen den Ansatz der Professionalisierung und fördern mit großen Budgets die Korruptionsbekämpfung und den Schutz von Menschenrechten. Den zweiten Ansatz bezeichnet Worschech als politische Kulturförderung; hier organisieren politische Stiftungen und Kulturinstitute Veranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger. Der dritte Ansatz sei der der so genannten Cultural Diplomacy, der hauptsächlich von Botschaften verfolgt werde, die durch Kulturveranstaltungen und Projektarbeit einen guten Eindruck ihres Landes vermitteln möchten. „Die Förderansätze sind nicht besser oder schlechter, sondern sie ergänzen sich. Die Förderhöhe ist dabei kein Schlüsselfaktor für den Erfolg. Eine gezielte Förderung kann auch mit geringen Mitteln funktionieren. Damit die Förderung noch effizienter wird, sollten sich die Akteure besser abstimmen“, fasste die Autorin zusammen.

„Die Studie ist eine Bestandsaufnahme der ukrainischen Zivilgesellschaft. Mir ist nichts Vergleichbares bekannt“, so Prof. Dr. Gwendolyn Sasse, wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien Berlin, in ihrem Kommentar. „Der Band ist eine gelungene Netzwerkanalyse, der Klarheit schafft über Präsenz und Dominanz von Akteuren im Bereich Demokratieförderung. Die Studie liefert zahlreiche Fallbeispiele, die Vergleiche mit anderen Ländern in der Region ermöglichen“, so die ausgewiesene Ukraine-Expertin.

Die Studie ist im April 2018 im Verlag „Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH“ erschienen (ISBN 978-3-658-21901-7). (LW)

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