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„Mich hat interessiert, wie das Selbstverständnis von Menschen durch ihre Vorstellung von Zeit geprägt ist“, erklärt Clara Frysztacka ihren philosophischen Ansatz. Lange sei die Osteuropa-Forschung von einer räumlichen Verortung, den sogenannten mental maps, geprägt gewesen. „Doch das Selbstverständnis der Menschen basiert nicht nur auf räumlichen Vorstellungen, sondern vor allem auch auf ihrer Positionierung in der Zeit“, ist Clara Frysztacka überzeugt. Als Beispiel nennt sie die Selbstverortung zwischen den Polen „rückständig“ und „fortschrittlich“.
Foto: Heide Fest
Die Auszeichnung ist nach dem Wissenschaftlichen Förderpreis des Botschafters der Republik Polen und dem Historikerpreis der Dirlmeier Stiftung bereits die dritte Ehrung ihrer Dissertation. „Wichtig daran ist mir besonders das Bewusstsein, dass jemand anderes meine Arbeit gelesen und gut gefunden hat“, bewertet die Preisträgerin die Auszeichnungen. Das Schreiben sei eine sehr einsame Arbeit. „Man verliert mitunter den Kontakt zur Realität“, berichtet sie. Ein Preis sei dann im Nachgang eine wichtige Bestätigung. „Da hat jemand gesehen, was ich gesehen habe“, beschreibt Clara Frysztacka ihr Gefühl vor der Preisverleihung.
Seit 2016 ist Clara Frysztacka wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Europäische Zeitgeschichte der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Zuvor hatte sie als Gerda-Henkel-Stipendiatin an der Universität Siegen und als Stipendiatin des Deutschen Historischen Instituts Warschau an ihrer Promotion gearbeitet, die sie im Februar dieses Jahres mit „summa cum laude“ abschloss. Die gebürtige Italienerin hatte zunächst in Mailand und später an der Freien Universität Berlin Osteuropäische Geschichte und Politikwissenschaften studiert.
„Mein Vater kommt aus Polen und ich fand es während meines Studiums in Italien immer schade, dass das Land meines Vaters dort historisch kaum vorkommt“, erklärt die 32-Jährige ihr Interesse für Osteuropa. Ihre jetzige Arbeit direkt an der Grenze zu Polen genießt sie. „Auch wenn meine familiären Wurzeln eher in Warschau und Krakau liegen, ist es witzig, hier einfach über die Brücke nach Polen spazieren zu können“, sagt sie. (FA)
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