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Gebrochene Biografien in Lebensgröße – Ausstellung über Treuhand-Schicksale eröffnet

Wie groß das Interesse der Frankfurterinnen und Frankfurter an der Treuhandpolitik ist, wie mitunter emotional die Assoziationen, wurde schon bei der Eröffnung der Ausstellung „Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale“ am 6. Januar deutlich. Oberbürgermeister René Wilke betonte, dass im 30. Jahr der deutschen Einheit neben der Erfolgsgeschichte auch reflektiert werden müsse, „was Wunden hinterlassen hat“.

Sie schauen den Ausstellungsbesuchern auf Augenhöhe ins Gesicht: Diplomingenieurin Ingeborg Reinhardt vom VEB Fernsehgerätewerk Staßfurt, Schuhfacharbeiterin Claudia Rößger vom VEB Schuhfabrik „Paul Schäfer“ Erfurt, Entwicklungsingenieur Dr. Martin Wilke vom Halbleiterwerk Frankfurt (Oder). Ihre Leben wurden durch die Arbeit in den DDR-Betrieben, vor allem aber durch deren Abwicklung von der Treuhandanstalt geprägt. Über die biografischen Brüche und den Umgang damit berichten sie und zahlreiche andere neben ihren lebensgroßen Porträts in der Ausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die bis zum 24. Januar im Gräfin-Dönhoff-Gebäude zu sehen ist. >>>weiterlesen

Fotos: Heide Fest

Bei der sehr gut besuchten Vernissage beschrieb Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal, wie die Treuhand-Politik mit ihrer „Schocktherapie“ für viele Ostdeutsche zu einem Symbol für die Fehler der Wendezeit wurde und den Beweis für das arrogante Auftreten der Westdeutschen lieferte. Oberbürgermeister René Wilke ergänzte, dass die Treuhand darin versagt habe, die Erfahrungen und Lebensleistungen von 16 Millionen Bürgerinnen und Bürgern anzuerkennen.

Schließlich berichtete Dr. Martin Wilke von seinen Erfahrungen als Entwicklungsingenieur im Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) und von der Bedeutung der Betriebe. „Sie waren nicht nur Arbeitsstätten, sie hatten einen erheblichen Einfluss auf das soziale und kulturelle Leben der gesamten Region“, betonte der spätere Oberbürgermeister Frankfurts.

Gerade angesichts der emotionalen Aufladung des Themas plädierte Julia von Blumenthal neben der Beschäftigung mit den persönlichen Erfahrungen für eine „kritische, nüchterne Auseinandersetzung ohne neue Mythenbildung“. Dafür stehe die Universität, die der von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem DGB Stadtverband Frankfurt (Oder) organisierten Schau den Raum bietet.

Zur Ausstellung ist eine im Internet verfügbare Broschüre erschienen. (FA)

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