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Von den „Erinnerungsorten Frankreichs“ zur Frage der europäischen Erinnerungen – Vortrag von Prof. Dr. Thomas Serrier

Über Erinnerungsorte in Frankreich und Europa sprach der Historiker und Germanist Prof. Dr. Thomas Serrier anlässlich der 47. Veranstaltung der öffentlichen Vortragsreihe „Rendez-vous sur l’Oder“. Auf Initiative von Dr. Elsa Tulmets (Pensées Françaises Contemporaines) und Dr. Andreas Bahr (Sprachenzentrum) hielt der Mitbegründer der Veranstaltungsreihe am 16. Januar seinen Vortrag in französischer Sprache.

In seinem historiographisch angelegten Vortrag hat Thomas Serrier zunächst die Entwicklung des Begriffs Mémoire collective (kollektive Erinnerung, kollektives Gedächtnis) im 20. Jahrhundert erläutert und schließlich das Sammelwerk „Europa: Die Gegenwart unserer Geschichte“ vorgestellt, das er unter anderem mit Prof. Dr. Étienne François kürzlich herausgegeben hat. 

Das Konzept der Lieux de mémoire des französischen Historikers Pierre Nora wurde in verschiedenen Ländern Europas zwischen 1990 und 2000 als Überwindungsform des nationalen Geschichtsdiskurses von zahlreichen Historikerinnen und Historikern übernommen und adaptiert. Folgende Fragen wurden im Vortrag erläutert: Hat heutzutage ein solches Mosaik an Erinnerungen für Europa einen Sinn? Gibt es eine europäische Erinnerung, die mehr als eine Addition oder ein Nebeneinander von nationalen Erinnerungen ist? Inmitten der Auseinandersetzungen über ein geteiltes Schicksal Europas ist das die Grundfrage des Sammelbandes Europa. 

Im Anschluss an den Vortrag wurden in einer angeregten Diskussion viele Fragen zur Existenz und Bedeutung einer europäischen Erinnerung, zur Typologie der Erinnerungsorte sowie zu den Zielen und dem methodischen Ansatz der Herausgeber gestellt und beantwortet.

Thomas Serrier ist Professor für Deutsche Kultur und Geschichte an der Universität Lille. Von 2007 bis 2017 lehrte er an der Universität Paris 8, am Frankreichzentrum in Berlin und an der Viadrina. Zusammen mit Andreas Bahr ist er Mitbegründer der Vortragsreihe „Rendez-vous sur l´Oder“. Er forscht zur Geschichte Deutschlands und seiner Nachbarn im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere über Grenzregionen und europäische Erinnerungskulturen.
(Mathilde Walczak, Elsa Tulmets und Andreas Bahr)

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