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„Wenn wir alle zu einem gemeinsamen Großen beitragen, dann geht der Himmel auf.“ – PianODRA-Klavierfest an der Viadrina

Eigentlich hatte Moderator Dirk Lötfering mit diesen Worten nur die gleichwertige Bedeutung von Piano und Violine in Beethovens „Kreutzer-Sonate“ am Eröffnungsabend des diesjährigen PianODRA-Klavierfestes hervorheben wollen. Er traf damit aber den Geist des gesamten Festivals, das mit sieben Konzerten inklusive Record-Release mehr als 1.000 Gäste begeisterte.

Am Ende gab es minutenlangen stehenden Applaus und am CD-Verkaufsstand längere Schlangen als am Getränke-Ausschank. Dabei hatte das Team rund um Festival-Initiator Christian Seibert auch in diesem Jahr mit „Eroica“ ein eigenes Festival-Bier zum 250. Geburtstag des Festival-Paten, Ludwig van Beethoven, kreiert.

Der Grund: Das „Record-Release“ der „Europe Variations” von Pianist Sören Gundermann. „Es ehrt mich, dass Sie trotz der Ankündigung gekommen sind, heute 14 Mal die Ode an die Freude zu hören“, hatte der Jazz-Pianist die bunt gemischten Gäste im voll besetzten Logensaal zum zweiten Konzert augenzwinkernd begrüßt. Der Experte des präparierten Klaviers zauberte auf und hinter den Tasten des Flügels mit Ketten, Wäscheklammern und Radiergummis akustisch überraschende Variationen des bekannten musikalischen Motivs: vom orientalisch angehauchten „West-östlichen Diwan“ über die – den griechischen Gründungsmythos Europas aufgreifende – klangmalerische Variation „Stier trifft Frau“ bis zum „Belgian Rag“, der an den Klang eines vergessenen Radios in einem Brüsseler Büroregal erinnerte. >>>weiterlesen

Fotos: Winfried Mausolf

Zuvor hatten Festival-Initiator Christian Seibert und Jung Won Seibert-Oh das Musikfest mit einem fulminanten Konzert eröffnet. An Flügel und Violine kredenzten die beiden Ausnahmemusiker dem Publikum eine rasante musikalische Reise: Den Auftakt machte ein Schubert-Rondo für Klavier und Violine, gefolgt von der berühmten Beethoven’schen „Wallstein-Sonate“ für Klavier; nach der Pause folgten „Sechs kleine Klavierstücke“ von Schönberg und Beethovens „Kreutzer Sonate“ zum Finale.

Moderator Dirk Lötfering spannte den erzählerischen Bogen zwischen den unterschiedlichen Stücken und lenkte das Gehör auf das Wesentliche. „Die Kreutzer Sonate ist ein Paradebeispiel für die gleichberechtigte Abwechslung von Piano und Geige. Sie zeigt uns: Wenn wir alle nach unseren Möglichkeiten zu einem gemeinsamen Großen beitragen, dann geht der Himmel auf.“, so Lötfering unter anhaltendem Beifall des Publikums.

Dank der Lötfering’schen Hörtipps gingen auch Schönbergs „erschreckend kurze Stücke“ besser als gedacht: „Stellen Sie sich vor, es handelt sich um die Untermalung eines Gesichtsausdrucks, eines Gefühls oder des geballten Grauens.“ Statt „Augen zu und durch“ also „Augen zu und wirken lassen“.

Eben dieses „Wirken-Lassen“ des Moments hatte Oberbürgermeister René Wilke in seiner Begrüßung angeregt: Jeder Anschlag eines Tons an einem Flügel klinge anders und sei besonders. „Genießen Sie in diesen hektischen Zeiten die Einzigartigkeit des Moments, die uns das Klavierfest PianODRA ermöglicht.“

Dieser Einladung zu den sieben Konzerten waren bis zum Abschlussabend am Sonntag, dem 1. März, mehr als eintausend Gäste gefolgt.

Schon vor Ende des dreitägigen Festivals war das Festival-Bier „Eroica“ übrigens ausverkauft. (MG)

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