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Herr Wojciechowski, was passiert während des Präsenznotbetriebes am Collegium Polonicum?
Was uns von den anderen Viadrina-Gebäuden unterscheidet: Wir haben Bauarbeiten, die wir nicht unterbrechen wollen, im Gegenteil, wir wollen sie beschleunigen. Das ist jetzt durch die Telewohnraumarbeit und den fehlenden Lehrbetrieb möglich.
Woran wird gebaut?
Es geht um den Wiederaufbau der Großen Aula und die Arbeiten am Coworking Space und weiteren Räumen der European New School of Digital Studies (ENS). Dafür werden die zwei Etagen unter der Bibliothek komplett umgebaut. Das sind groß angelegte Arbeiten für insgesamt über sechs Millionen Złoty.
Also herrscht keine Stille gerade in Ihrem Haus?
Rund 30 Menschen – von Elektrikern über Klimatechniker bis zu Putzfrauen und dem Pförtner – müssen beaufsichtigt werden. Unser technischer Leiter Wojciech Golubski ist jeden Tag dort, das ist also unser Held in dieser Zeit. Die allermeisten der rund 100 Mitarbeitenden am Collegium Polonicum arbeiten gerade aber von zu Hause aus.
Derzeit werden Sie von einer wieder undurchlässig gewordenen Grenze getrennt …
… genau und zwar in asymmetrische Hälften. 25 von uns wohnen auf der deutschen Seite, der Rest in Polen. Die Schließung der Grenze erschwert unsere Situation, sie trifft mitten in das Wesen des Collegium Polonicum, das per se grenzüberschreitend ist.
Wie verändert der Präsenz-Notbetrieb Ihren persönlichen Arbeitsalltag?
Wir müssen viel Kreativität an den Tag legen und ständig in Kontakt bleiben. Ich kommuniziere gerade viel intensiver mit meinem Team als sonst.
Dennoch ist es unangenehm, allein zu Hause zu arbeiten. Ständig fehlt irgendetwas. Zudem habe ich in meinem Homeoffice eine Art Mini-Poststelle eingerichtet. Ich hole die Post vom Hauptgebäude und halte dann quasi eine Sprechstunde, in der ich auf Wunsch die Post verlese.
Sehen Sie in dieser schwierigen Zeit auch etwas Positives?
In jeder Schockwelle ist auch die Chance für einen Neuanfang. Für das CP sehe ich in der jetzigen Situation die Bestätigung, dass wir mit den Digital Studies auf das richtige Thema setzen. Es scheint biologisch festgelegt, dass wir uns in bedrohlichen Situationen aus Angst in alte Gefilde zurückziehen und die Grenzen zumachen. Eigentlich zeigt die Pandemie doch aber, dass wir das gemeinsame virtuelle Lebensumfeld brauchen, um mit globalen Herausforderungen umgehen zu können. Es ist wie eine weltumspannende Haut. Wenn sie irgendwo gepiekt wird, spüren wir es überall. Dafür können uns die Digital Studies wappnen.
(FA)
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