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IFES ruft auf zum „Gemeinsam Denken in Zeiten der Pandemie“ – Blog gestartet

Sollten sich Klimaaktivistinnen und -aktivisten über die CO2-reduzierende Wirkung des Corona-Lockdowns freuen? Warum können Staaten angesichts der Pandemie nur scheitern in dem Anspruch, Nation, Bevölkerung und Rechte Einzelner zu schützen? Und was lernt man in der Pandemie über die Bedeutung von Infrastruktur? Diesen und weiteren Fragen geht der neue Blog „Gemeinsam Denken in Zeiten der Pandemie“ vom Institut für Europastudien (IFES) nach.

Intellektueller Austausch und kollektives Denken gehören auch – und gerade – in Zeiten physischer Isolation zum Wesen eines wissenschaftlichen Instituts, ist Dr. Estela Schindel, wissenschaftliche Geschäftsführerin vom IFES, überzeugt. Anfang März entstand an dem Institut gemeinsam die Idee, einen Blog aufzusetzen, der allen Viadrina-Angehörigen zum Schreiben und Lesen offensteht.

Collage-IFES-2 ©Fotos + Collage Heide Fest

Nach den ersten Wochen sind dort Beiträge von Umweltökonom Prof. Dr. Reimund Schwarze, Soziologin Dr. Estela Schindel und dem Philosophen und früheren Viadrina-Gastprofessor Prof. Dr. Mikhailo Minakov erschienen. Aus persönlichen und wissenschaftlichen Blickwinkeln gehen sie auf unterschiedliche Aspekte der aktuellen Situation ein.

So warnt Reimund Schwarze davor, die aktuell stark sinkende CO2-Emissionen als Erfolg für das Klima zu werten. Er schreibt in seinem Beitrag „Über den zweifelhaften Nutzen der Corona-Krise für das Weltklima“ eindringlich: „Bitte weder ,klammheimlich freuen‘, noch daran irgendwelche Hoffnungen knüpfen, dass dieses Jahr alle Emissionsziele erreicht und sogar übererfüllt werden, sondern sich davon lösen und auf die langfristigen Effekte schauen.“ Angesichts einer einbrechenden Weltwirtschaft bangt er vielmehr um die langfristige Umsetzung bereits beschlossener Maßnahmen zur Klimarettung.

Mikhailo Minakov betrachtet die derzeitige Lage von der Ukraine aus als „Biopolitisches Trilemma“. So unterschiedlich die Führungen mehr oder weniger demokratischer Staaten mit der Pandemie umgehen, so ähnlich gestalte sich die Herausforderung, Nation, Bevölkerung sowie Bürgerinnen und Bürger – die drei Hauptthemen biopolitischer Ordnung – gleichzeitig im Blick zu haben. „Es ist nämlich unmöglich, eine Epidemie mit gleichem Respekt für die Souveränität des Staates, das Überleben der Bevölkerung und die Rechte und Freiheiten der einzelnen Bürger wirksam zu bekämpfen, weil nur zwei davon gleichzeitig erreicht werden können“, schreibt er und geht explizit auf den Kurs der ukrainischen Regierung in diesen Zeiten ein.

Estela Schindel schreibt in ihrem Beitrag über die zunehmende Bedeutung von Infrastrukturen und Logistik in der Grenzforschung und darüber, wie die gegenwärtige Pandemie diese Relevanz verdeutlicht, die auch Hauptthema ihres Masterseminars in diesem Semester ist. Von der Versorgung mit Notfallmedizin über die Bereitstellung von digitaler Infrastruktur für Homeschooling und Online-Konferenzen, skizziert sie in ihrem Artikel das Paradox einer „scheinbar grenzenlosen Welt für die nahtlose Zirkulation von Waren, parallel zur harten Verteidigung der geopolitischen Grenzen, wenn es um sensible öffentliche Themen geht“. Dieser Gegensatz, vor dem Grenzforscherinnen und -forscher lange Zeit gewarnt hätten, werde nun offensichtlich. Auch Fragen der digitalen Infrastruktur stellten sich gerade in dem Universitätsalltag in Folge der Pandemie als dringend wichtig heraus. (FA)

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