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„Als das Feuer keine Nahrung mehr fand, war in Europa Frieden.“ – Prof. Dr. Werner Benecke über das Jahr 1945 in Frankfurt (Oder)

Wie Frankfurt (Oder) im Jahr 1945 von einer Festungsstadt zur Drehscheibe menschlicher Schicksale wurde, beschreibt Prof. Dr. Werner Benecke in seinem Vortrag „Bahnhof Europas. Frankfurt (Oder) 1945“. Am 2. Juni hatte der online ausgestrahlte Vortrag Premiere. Ursprünglich war er im Rahmenprogramm der Ausstellung „Krieg und Frieden in Brandenburg. Frankfurt (Oder) 1945“ im Museum Viadrina geplant.

Nur eine Bahnsteigbreite trennte in den Wochen und Monaten nach Kriegsende Menschen, die zu Hundertausenden von Ost nach West und umgekehrt Frankfurt (Oder) als Eingangs- oder Ausgangsort Deutschlands passierten. Zum Nadelöhr wurde die Stadt vor allem für Kriegsgefangene, die die Sowjetunion fast ausschließlich über Frankfurt (Oder) nach Deutschland entließ. In die entgegengesetzte Richtung gen Sowjetunion rollten unter anderem von deutschen Eisenbahnern gefahrene Güterzüge voll beschlagnahmter Reparationsgüter durch Frankfurt.

Prof. Dr. Werner Benecke beschreibt in seinem Vortrag eindrücklich, welche mitunter unvorstellbaren Einschnitte Frankfurt (Oder) im letzten Kriegs- und ersten Friedensjahr 1945 erlebt. Er schlägt dabei den Bogen von den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges, als die Bevölkerung in Frankfurt (Oder) „unvorbereitet und mit voller Wucht“ direkte Kampfhandlungen zu spüren bekam, bis in die frühen Nachkriegsmonate, in denen aus der Stadt an der Oder zwei Städte in zwei Ländern wurden.

Anhand von Aushängen und historischen Aufnahmen verdeutlicht der Historiker die Situation Frankfurts als Festungsstadt, in der im Februar 1945 erschossen wurde, wer es wagte, sich in geräumten Wohnungen aufzuhalten und diese zu plündern. Zur gleichen Zeit, so berichtet Werner Benecke, besuchte Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels zum letzten Mal Frankfurt (Oder). Es entstand ein Wochenschau-Bericht, der zum wichtigen historischen Zeugnis wird. Der Film zeigt die kaum vom Krieg berührte Innenstadt – drei Monate später wird diese zu 90 Prozent zerstört sein. Zu sehen ist auch, wie die Bevölkerung massenweise die Stadt verließ und zusammengewürfelte Truppen einmarschierten, um das Vorrücken der Roten Armee zu verzögern. Kurz nach der Ankunft der ersten sowjetischen Soldaten im April 1945 brannte die Frankfurter Innenstadt fast vollkommen aus. Die Ursachen dafür sind bis heute nicht gänzlich geklärt. Benecke betont, dass in der evakuierten Stadt niemand war, der systematisch zu löschen in der Lage war. Die Situation im Mai 1945 beschreibt der Historiker pointiert: „Als das Feuer keine Nahrung mehr fand, war in Europa Frieden.“

Zum besseren Verständnis des Jahres 1945, das Frankfurt (Oder) stark veränderte, empfiehlt Werner Benecke schließlich einen Besuch der Ausstellung „Krieg und Frieden in Brandenburg. Frankfurt (Oder) 1945“ im Frankfurter Museum Viadrina. In dessen Rahmenprogramm fand der Vortrag statt, der zugleich Auftakt der Veranstaltungsreihe „Bahnhof Europas. Frankfurt (Oder) 1945“ war, zu der das Deutsche Kulturforum östliches Europa, das Museum Viadrina und das Institut für angewandte Geschichte einladen.
(FA)

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