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Wie lässt sich die europäische Philosophiegeschichte im Spiegel der Kolonialgeschichte dekonstruieren? Das ist eine der Fragestellungen, mit denen Prof. Dr. Katja Diefenbach von der Stuttgarter Merz Akademie an die Viadrina kommt. „Allzu oft eurozentrische Kontroversen verbinde ich mit Ansätzen der postkolonialen Philosophie und des dekonstruktiven Feminismus“, erläutert sie ihren Blickwinkel.
Neben besonders guten Forschungsbedingungen verspricht sie sich von der Professur an der Europa-Universität eine Intensivierung ihrer Arbeit zu Moderne- und Zeitbegriffen an der Schnittstelle von Poststrukturalismus, Gender und Postcolonial Studies. „An der Viadrina existiert in diesem Kontext eine schöne Tradition, Kulturwissenschaften, französische Philosophie und ästhetische Theorie zu verschränken, an die ich gut anknüpfen kann“, so Katja Diefenbach. Von den hiesigen Mittel-und Osteuropastudien verspricht sie sich eine Horizonterweiterung ihres Schwerpunktes, der Verbindung französischer und postkolonialer Philosophie.
In den vergangenen fünf Jahren war Katja Diefenbach Professorin für Ästhetische Theorie an der Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien in Stuttgart. Vor ihrer Promotion an der Berliner Humboldt Universität 2016 zum Thema „Politik der Potentialität. Die Spinozarezeption im Postmarxismus“ hatte sie unter anderem in Maastricht, Wien und Hamburg geforscht und gelehrt. Parallel zu ihrem Studium hatte sie die Deutsche Journalistenschule München besucht.
Von ihrer neuen Arbeitgeberin in Frankfurt (Oder) erwartet Katja Diefenbach viel: „Ich setze auf die Europa-Uni als Ort kritischer Zeitdiagnostik, an dem die für Emanzipation so schwierige Koinzidenz von Wissen und Macht ernst genommen wird.“ Sie schätze das breite Spektrum methoden- und disziplinenübergreifender Arbeitsgebiete an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät und deren gesellschaftliche Progressivität. „Mir gefällt die Internationalität der Uni, aber auch der enge Austausch, der mit den Studierenden möglich ist“, ergänzt sie.
Für ihr erstes Viadrina-Semester hofft sie auf eine Rückkehr zum Präsenzbetrieb, auch wenn sie aus kulturwissenschaftlicher Sicht ein Interesse an Corona hegt. „Die Pandemie versetzt uns alle in ein Lehrstück über negative Kontingenz in Zeiten kapitalistischer Globalisierung. Schließlich sind Seuchen die sozialsten aller Erkrankungen. Sie dienen in den Kulturwissenschaften seit langem als Seismografen für den historischen Wandel in der Institutionengeschichte und der Produktion kollektiver Ängste.“
(FA)
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