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Im Juni 1825 wurde aus dem 27-jährigen Harry Heine der später weltberühmte Dichter Heinrich Heine. Während die christliche Taufe des jüdischen Schriftstellers immer wieder analysiert wurde, blieb die damit einhergehende Namensänderung weitgehend unerforscht. „Es hat mich schlichtweg gewundert, dass das immer als selbstverständlich gesehen wurde“, beschreibt der Literaturwissenschaftler Malte Spitz den Ursprung seines Forschungsinteresses. Aus einem kurzen Essay im Seminar des von Malte Spitz hochgeschätzten und mittlerweile emeritierten Prof. Dr. phil. Roland Berbig an der Humboldt-Universität entstand die Idee für die Masterarbeit „Heinrich Heines Namen. Überlegungen zu Konversion und literarischer Strategie“. Ausgezeichnet wird sie nun mit dem mit 2.000 Euro dotierten Preis, der an die 2016 verstorbene deutsch-österreichische Germanistin Petra Ernst-Kühr erinnert.
Um herauszufinden, warum Heinrich Heine nicht nur seine Konfession, sondern auch seinen Namen wechselte, untersuchte Malte Spitz sowohl dessen vielbeschriebenen Lebensweg als auch literarische Werke, die in zeitlicher Nähe der Taufe entstanden. „Namen tun so, als wären sie klar und transparent, aber es steckt so viel mehr darin“, so Malte Spitz. Seine These: Die Namensänderung zeigt, dass Heine selbst die Aussichtslosigkeit der Taufe schon erahnte und das Schreiben ihm dabei half, damit umzugehen. Spitz‘ Verbindung von Biographik und Werklektüre hob die Jury des Petra Ernst-Kühr-Preises – acht Professorinnen und Professoren aus sechs Ländern – als hervorragende Methode hervor.
Die Auszeichnung bedeutet für Malte Spitz vor allem eine Bestätigung des eingeschlagenen, mitunter prekären Berufsweges. Seit 2018 forscht er als Doktorand am Axel Springer-Lehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration an der Viadrina und am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Zudem freue er sich, die Leserschaft seiner Arbeit – etwa durch einen mit dem Preis verbundenen Artikel im Jahrbuch der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien – zu vergrößern. „Es steckt viel Leidenschaft und Zeit in diesem Projekt“, sagt Spitz. „Da wäre es schade, wenn der Text nur von einem kleinen Zirkel gelesen wird.“
Inzwischen beschäftigt sich Malte Spitz im Rahmen seiner Doktorarbeit mit dem Prager Schriftsteller und Musiker Hermann Grab; über ihn trägt er an dessen Lebensstationen Prag, Wien, Heidelberg und New York, Material zusammen. Die Arbeit entsteht im Rahmen der Forschungsgruppe „Literarische Praktiken der Verflechtung: Jüdisches Schreiben in der europäischen Diaspora (19. und 20. Jahrhundert)“.
(FA)
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