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Saskia, warum bist du mit deiner Familie nach Moskau gegangen?
Meine Eltern kommen aus Kirgistan und sind vier Jahre vor meiner Geburt nach Deutschland ausgewandert. Aufgewachsen inmitten einer russischen Großfamilie wurde ich stark durch die russische Mentalität und Kultur beeinflusst. Ich versuche meine Tochter ebenfalls bilingual zu erziehen und hoffe, dass sie sich mit der mir so vertrauten Kultur anfreundet. Als mein Auslandssemester bevorstand, war für uns direkt klar: Russland! Da ich ein Großstadtfan bin, haben wir uns dann für Moskau entschieden.
Was hat dir in Moskau besonders gut gefallen?
Moskau ist eine überwältigende Metropole. Es ist eine hochmoderne, lebendige Stadt, die niemals schläft. Mit ihren vielen historischen Plätzen und der wunderschönen und prunkvollen Architektur versprüht diese Stadt unglaublich viel Charme. Es ist zusätzlich eine sehr kinderfreundliche Stadt. Wir haben unsere Tochter Amelie in einem „Kinderclub“ angemeldet, den sie mehrmals die Woche besuchen konnte. Ihr hat das Programm mit viel Musik, Theater und Tanz sehr zugesagt und wir konnten sie problemlos einige Stunden dort lassen. Das hat meinen Unialltag ungemein erleichtert. Diese Kinderclubs sind in jedem Bezirk Moskaus mehrfach zu finden. Sie sind eine praktische und beliebte Alternative für Eltern, die noch auf Kindergartensuche sind.
Wie war dein Eindruck von deiner Uni, der Russian State University for the Humanities?
Die Uni bietet ein großes und breites Angebot an geisteswissenschaftlichen Kursen sowie auch an Wirtschaftskursen. Es wird zwar ein sehr hoher Anspruch an Studierende gestellt, dadurch konnte ich aber auch viel mitnehmen und mein Wissen immens vergrößern. Und: Die Lage der Uni ist unschlagbar. Sie liegt mitten im Zentrum, umgeben von tollen Restaurants und Cafés.
Wie familienfreundlich ist die Uni?
Ich war zwar im Allgemeinen sehr positiv angetan von der Uni – familienfreundlich ist sie aber leider nicht. Es gibt keinen Universitätskindergarten oder spezielle Unterstützung für Studierende mit Kind. Wenn ich bei einigen Sitzungen fehlen musste, weil mal keine Unterstützung durch die Familie gegeben war, waren die Dozenten aber meist sehr verständnisvoll.
Was war besonders herausfordernd für dich?
Der öffentliche Nahverkehr ist leider überhaupt nicht für Eltern mit Kindern oder Behinderte ausgelegt. Fahrstühle sind eine Rarität. Den Kinderwagen mussten wir also die Treppen runtertragen oder mit Rolltreppen transportieren. Allein ist das schwer machbar. Die Busse und die unglaublich günstigen Taxis bieten aber eine angenehme Alternative.
Was würdest du jungen Eltern raten, die ein Auslandssemester planen?
Einfach machen. Ich hatte so viele Ängste und habe so viel Zeit mit Kindergartensuche und Planungen verbracht, aber letztlich hat sich vor Ort irgendwie alles ergeben und zum Positiven entwickelt. Insgesamt ist es eine tolle Erfahrung für die ganze Familie und eine intensive Sprachförderung für das Kind, denn ich kann mit Amelie seitdem unkompliziert auf Russisch kommunizieren. Wichtig ist dennoch eine verlässliche Unterstützung. Ohne meinen Partner oder meine Mama – die meinen Partner zeitweise abgelöst hat – wäre diese Erfahrung unvorstellbar gewesen.
(Georg Gauger)
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