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Vorsichtiger Optimismus in krisenhaften Zeiten: Viadrina-Präsidentin Julia von Blumenthal beim Corona-Gespräch

„Es war erschütternd, die geschlossene Grenze zu sehen“, berichtet Prof. Dr. Julia von Blumenthal beim Corona-Gespräch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Gemeinsam mit der Direktorin vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Prof. Dr. Ute Frevert, sowie dem Präsidenten des Deutschen Historischen Museums, Prof. Dr. Raphael Gross, diskutierte sie in einer Online-Veranstaltung am 7. Dezember über Auswirkungen der Corona-Pandemie.

 „Wir dachten, das hätten wir überwunden – und plötzlich steht man an der Stadtbrücke in Frankfurt (Oder) und kann nicht mehr hinüber nach Polen.“ Die nationalen Reflexe der Abschottung während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 waren besonders für die Europa-Universität ein Schock. Zugleich stellt die Präsidentin der Viadrina aber auch fest: „Bei uns bleiben die Diskurs-Räume geöffnet.“

IMG_5277 ©Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

Beim Corona-Gespräch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: Moderatorin Shelly Kupferberg mit dem Präsidenten des Deutschen Historischen Museums, Prof. Dr. Raphael Gross, der Direktorin vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Prof. Dr. Ute Frevert und Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal (v.l.).


Angesichts einer Vielzahl an Verschwörungsgerüchten und populärer werdender Vorurteile ist eine konstruktive Gesprächsbereitschaft wichtiger denn je. Das unterstreichen ebenso wie Julia von Blumenthal die beiden anderen Corona-Gesprächsteilnehmenden, die Historikerin und Direktorin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Ute Frevert, sowie der Historiker und Präsident des Deutschen Historischen Museums, Raphael Gross. Einig sind sich die Diskutierenden auch darin, dass es die Tendenzen bereits vor der Pandemie gab und diese nun weiter erstarken. Die im Herbst 2014 beginnenden Pegida-„Spaziergänge“ durch Dresden und deren Institutionalisierung mit der AfD seien Ausdruck dessen.

Vertrauensverlust und Desorientierung sind Folgen einer Zeit, in der – wie es Ute Frevert formuliert – „kein Mangel an Krisen“ besteht. Manche seien so davon überzeugt, dass nichts mehr stimmt und alle korrupt sind, dass ein Gespräch gar nicht mehr beabsichtigt ist. Raphael Gross spitzt den Gedanken zu: „Die Corona-Pandemie ist keine Krise, sondern eine Katastrophe.“ – Und das inmitten einer „medialen Revolution“, in der es keine relevante Zwischeninstanz wie die der klassischen Medien gebe.

Dennoch sind die drei vorsichtig optimistisch, wenn es um die Zukunft geht. Man könne noch nicht sagen, ob die Corona-Pandemie einen Verlust oder sogar mehr Demokratie bedeutet, so Raphael Gross. Gesellschaftlich gibt es einen starken Zusammenhalt. Auch auf internationaler Bühne werde – abgesehen von besonders destruktiven Verhaltensweisen wie die des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump – auf Zusammenarbeit gesetzt. „Selbst die Wirtschaft muss sich dem Lockdown beugen“, sagt Ute Frevert und sieht darin einen Sieg der Moral gegenüber dem Kapitalismus. Julia von Blumenthal verweist als Politikwissenschaftlerin darauf, dass keine demokratische Institution immer einer hundertprozentigen Zustimmung der Bevölkerung bedarf. Entscheidend sei ihre Resilienz. Daher könne sie die zuweilen heraufbeschworenen Untergangsszenarien nicht teilen. (HST)

Vom Corona-Gespräch III – „Wieso kommen in der Krise die alten Vorurteile zurück?“ gibt es eine Aufzeichnung, die in der Mediathek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aufgerufen werden kann.

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