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Mit dem Ziel, Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung – im Allgemeinen und innerhalb der europäischen Energiewende-Strategie (European Green Deal) – zu identifizieren, luden die Studierenden Expertinnen und Experten aus Frankreich und Deutschland zur Diskussion ein. Klima-Ökonom Prof. Dr. Reimund Schwarze moderierte die Veranstaltung, bei der Prof. Dr. Eva Kocher, Vizepräsidentin für Lehre und Studium an der Viadrina, ein Grußwort sprach.
Online-Diskussion: Kann Technologie das Klima retten? Screenshot: Pensee Francais
Die Podiumsgäste Anne Köhler, Direktorin für Gas, Dekarbonisierung und Digitalisierung beim Bundesverband der Energiemarkt-Innovatoren e. V., Anne Rabot, Expertin für nachhaltige IT und Mitglied des französischen Netzwerkes Green.IT und Dr. Oleksandr Sushchenko, Forscher an der Viadrina zu Green Economy und Finanzierung, waren sich einig: der Kampf gegen den Klimawandel müsse Priorität haben. In diesem Kampf „können digitale Technologien das Klima nicht retten, jedenfalls nicht allein“, betonte Anne Köhler.
Zunächst sprachen die Teilnehmenden der Runde über die reale Gefahr der „Überdigitalisierung“. Oleksandr Sushchenko konzentrierte sich dabei auf digitale Ledger-Technologien, wie etwa Blockchain (dezentrale, öffentliche Datenbanken). Obwohl diese Technologie für ihren hohen Energieverbrauch kritisiert werden kann, habe sie seit ihrem Aufkommen energieeffizientere Algorithmen entwickelt.
Laut Anne Rabot umfasst ein ökologischer Ansatz für digitale Technologien nicht nur die Steigerung der Energieeffizienz, sondern auch das Öko-Design und die Verlängerung der Lebensdauer elektronischer Geräte. Dabei sei Frankreich ein Vorreiter. Seit diesem Jahr sind Produkte mit einem Reparierbarkeitsindex versehen. In Deutschland gibt es so etwas noch nicht. Die EU hat Ende 2020 aber erste Schritte in diese Richtung unternommen.
Dem Risiko der Überdigitalisierung wurden mögliche Nutzen gegenübergestellt. Für Anne Köhler und Oleksandr Sushchenko können digitale Technologien ein zunehmend komplexes Energiesystem optimieren und Verbraucher, die ihre Energie selbst produzieren (sogenannte Prosumer), ebenfalls dazu befähigen. Haushalte und industrielle Verbraucher könnten Geld sparen und zugleich Treibhausgasemissionen reduzieren. Reimund Schwarze nannte ein konkretes Beispiel: Durch die Optimierung von Prozessen könnten Unternehmen aus energieintensiven Branchen, wie die der chemischen Industrie, so viel Emissionen einsparen, wie ein Kohlekraftwerk ausstößt. Obwohl die Technologie existiert, verhindere die Regulierung vorerst ihren Einsatz. Anne Köhler kritisierte die Überregulierung von Technologien und den Anteil öffentlicher Subventionen. Sie plädierte für ein intelligenteres Vorgehen, das den Marktakteuren ermöglicht, mehr zu investieren.
Die Rednerinnen und Redner waren sich größtenteils darüber einig, was das für Europa und speziell für Frankreich und Deutschland bedeuten könnte: eine globale Führungsrolle zu eigenen Bedingungen. Anne Rabot plädierte für die Schaffung eines nachhaltigen Silicon Valley in Europa. Anne Köhler bedauerte, dass Deutschland eine Start-up-Kultur fehle: nämlich ein flexibler, agiler und horizontaler Ansatz für Problemlösungen und Innovationen. Investitionen in die Grundlagenforschung seien jedoch für den derzeitigen Wettbewerbsvorteil Deutschlands verantwortlich. Oleksandr Sushchenko, Experte für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in der Ukraine, erörterte, wie die EU durch den Green Deal attraktiv bleiben und als Vorbild für assoziierte Länder dienen könne.
Abschließend unterstrich Anne Rabot die Notwendigkeit von mehr Bürgerbeteiligung in diesen Debatten und verwies auf die französischen Erfahrungen mit einem Bürgerkonvent zum Thema Klima zwischen 2019 und 2021. Angesichts der Protestbewegungen gegen den Einsatz von Technologien in Frankreich, wie Smart Meter oder 5G, argumentierte sie, dass die Bürger entscheiden sollten, welche Technologien sie als notwendig ansehen würden. Ihrer Einschätzung nach investieren verschiedene Regierungen viel Geld und Energie, um Innovationen voranzutreiben, aber konzentrieren sich weniger darauf, eine demokratische Debatte über Technologien und deren Akzeptanz zu starten.
Insgesamt zeigte die Diskussion, dass die technologische Transformation nicht allein unter Expertinnen und Experten diskutiert werden sollte, sondern einen gesellschaftlichen Diskurs erfordert. Die teilnehmenden Studierenden äußerten die Hoffnung, zu einer demokratischen Debatte beizutragen, indem sie im Februar eine zweite Podiumsdiskussion organisieren und ein Positionspapier schreiben wollen, das sie im März in der französischen Botschaft vorstellen werden.
(Claire Gauthier und Studierende)
Zum Projekt "Digitale Utopie"
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