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Über Zäune und Visa, Mobilität und Sprachwandel – B/ORDERS IN MOTION lädt zu Workshop über Komplexität von Grenzen

Um die Komplexität von Grenzen drehte sich der zweitägige Workshop „Logiken der Un/Ordnung von Border Complexities“, den das Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION am 18. und 19. März veranstaltet hat. Mehr als 40 Forschende aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg folgten der Einladung zu der digitalen Veranstaltung.

Grenzen stabilisieren Ordnungen; sie können aber auch dazu führen, dass Ordnungen hinterfragt und verändert werden. Was passiert, wenn sich Grenzen überlagern oder Ordnungen – wie die EU-Ordnung und die nationalstaatliche Ordnung – parallel zueinanderstehen? Welche Zwischenräume eröffnen sich, wenn unterschiedliche Grenz- und Ordnungssysteme aufeinandertreffen?  Diese Fragen standen im Mittelpunkt des internationalen und interdisziplinären Ateliers, das von PD Dr. Carolin Leutloff-Grandits vom Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION organsiert wurde.

WS-FFO-gross_600 ©Screenshot: B/ORDERS IN MOTION

                                                                                                                         Screenshot: B/ORDERS IN MOTION


Das Online-Treffen war der zweite von fünf Workshops der Reihe „Border Complexities“, einem von der Deutsch-Französischen Hochschule geförderten Kooperationsprojekt zwischen der Viadrina, der Europa-Universität Flensburg, der Universität Lothringen, der École des Hautes Études en Sciences Sociales Paris und der Universität Luxemburg. Forschende und Studierende, vor allem von den fünf beteiligten Universitäten, näherten sich entlang von elf Vorträgen aus unterschiedlichen Disziplinen den Logiken der Un/Ordnung von Grenzen. So setzte sich Prof. Dr. Henk van Houtum, Professor für politische Geographie an der Uni Nijmegen, mit dem Phänomen von Grenz-Paradoxien auseinander. Er stellte heraus, dass das öffentliche Interesse oft auf der spektakulären Errichtung von Mauern und Zäunen liegt. Dabei werden die deutlich wirksameren Grenzen aber durch Visa-Politiken gezogen, durch die viele Menschen „von Geburt an“ aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit diskriminiert werden. 

Die Sozialanthropologin Carolin Leutloff-Grandits führte am Beispiel der Grenzregion zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien aus, wie das Zusammenspiel zwischen dem EU-Grenzregime und der nationalstaatlichen Ordnung zu unterschiedlichen Mobilitätsmöglichkeiten für verschieden kategorisierte Menschen führt und für eine verstärkte Marginalisierung bestimmter Regionen sorgt. Eine historische Perspektive nahm der Kultur- und Medienwissenschaftler Dr. Tobias Nanz von der Universität Flensburg ein, der Grenzziehungen und Grenz-Öffnungen im Kalten Krieg analysierte. Er stellte fest, dass Grenzen, die medial (kartographisch), diskursiv und lebenswirklich (etwa durch Grenzsteine) gezogen sind, selten einseitig für Ordnung oder Unordnung sorgen, sondern durch Kulturtechniken und Medien gleichzeitig stabilisiert und destabilisiert werden können. Prof. Dr. Konstanze Jungbluth, Professorin für Sprachgebrauch und Sprachvergleich und Leiterin des Viadrina Centers B/ORDERS IN MOTION, befasste sich in ihrem Vortrag mit dem Sprachwandel und der Herausbildung von neuen Sprachordnungen in mehrsprachigen Kontexten, die regional und manchmal auch national Grenzen überschreiten.

Die Workshop-Reihe „Border Complexities“ wird im Juni 2021 mit einem Atelier zum Thema „Zeitlichkeiten und Wandel von Border Complexities“ fortgesetzt. Zu dieser Veranstaltung lädt die École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris ein.
(Carolin Leutloff-Grandits/FA)

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