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Nicht umsonst heißt das Programm des Viadrina College, das Mohamed, Wenxiu und Jalil besuchen, Intensive Track. Nur kurz haben sie zwischen ihren Kursen Zeit für einen Fototermin und ein Interview – Sprachunterricht, Matheprüfungen und Behördengänge fordern die drei heraus, doch das ist nicht alles. „Ich lebe zum ersten Mal allein. Es ist stressig, das Lernen und das Leben zu vereinbaren“, erzählt die 19-jährige Wenxiu Zhao (Bild 1). Anfang April kam sie aus China nach Frankfurt (Oder); seitdem lebt sie im Studierendenwohnheim in der Birkenallee – so wie die meisten der aktuell 17 Teilnehmenden des intensiven Studienvorbereitungskurses. Viel Zeit für die Erkundung der Stadt hatte Wenxiu bisher nicht angesichts des Lernpensums, das sie für ihr Ziel eines Wirtschaftsstudiums derzeit absolviert.
„Es ist die allererste Gruppe, die den Kurs komplett digital begonnen hat“, berichtet Rebekka Manke, Projektkoordinatorin für das Viadrina College. Das erste Semester des einjährigen Kurses verbrachten die meisten noch in ihren Heimatländern; sie kannten einander nur von ihren Bildschirmen. Nicht überall waren ein Laptop, stabiles Internet und ein ruhiger Lernort selbstverständlich, manchmal saß die ganze Familie im Hintergrund. „Wir mussten uns auch zum ersten Mal damit beschäftigen, wie man beispielsweise Lehrbücher in die Heimatländer der Teilnehmenden schickt“, berichtet Rebekka Manke von einer weiteren ungewohnten organisatorischen Herausforderung.
Zu Beginn des Sommersemesters konnte schließlich der Großteil nach Frankfurt (Oder) ziehen. Doch persönliche Treffen auf dem Campus sind immer noch kaum möglich. Anfang April haben Rebekka Manke und ihr Team eine Campus-Rallye samt Ostereiersuche organisiert (Bild 2). „Endlich haben die Teilnehmenden ein Gefühl dafür bekommen, dass die anderen auch da sind“, schaut Rebekka Manke zurück. Doch auch im virtuellen Raum sorgen die Betreuerinnen und Betreuer für enge Kontakte und regen Austausch, ob bei der Weihnachtsfeier mit Gedichteschreiben und Yoga-Session oder bei Spieleabenden. „Unsere Philosophie war es im College immer, Ansprechperson Nummer 1 zu sein und ein enges Vertrauensverhältnis aufzubauen – das machen wir auch jetzt“, so Rebekka Manke. Zur Betreuung gehöre mitunter auch, die Papiere für den nächsten Behördentermin auszudrucken, wenn alle Copyshops in Zeiten von Corona geschlossen haben.
Einer, der von dieser engen Anbindung profitiert, ist der 18-jährige Jalil Rofiev aus Tadschikistan (Bild 3). An die Viadrina kam er aufgrund ihres guten Rufes im Bereich der Wirtschaftswissenschaften. „Ich bin hier wegen der vielen Möglichkeiten, die mir ein Viadrina-Studium eröffnet“, sagt er. Inhaltlich sei der Vorbereitungskurs sehr herausfordernd. „Aber wir haben gute Dozierende mit viel Erfahrung“, lobt er.
Auch Mohamed Hassan Bashle (Bild 4) ist voll des Lobes. „Das Team des Viadrina Intensive Track ist Tag und Nacht für uns da und gibt uns alles, was wir brauchen“, sagt er. Für den 27-Jährigen, der vor vier Jahren als Flüchtling aus Somalia nach Deutschland kam, ist das Programm eine einzigartige Chance. „Ohne den Viadrina-Intensivkurs für Flüchtlinge hätte ich nicht die Hoffnung, an einer deutschen Universität studieren zu können.“ Vor der Flucht hatte er in seiner Heimat ein Studium begonnen; seine Abschlüsse wurden in Deutschland jedoch nicht anerkannt. „Die Viadrina gibt Menschen wie mir, die keinen direkten Zugang zu deutschen Universitäten haben, mit dem Intensive Track die Hoffnung wieder, ihre Träume zu erfüllen“, sagt der junge Mann. Seine nächsten Ziele: den Studienvorkurs erfolgreich abschließen und dann „Wirtschaft und Recht“ studieren. (FA)
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