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Dem Dialog über Rassismus einen Raum geben, Denkanstöße bereitstellen und Bildungsarbeit leisten – das waren die Ziele von Indra Balmer bei der Organisation des diesjährigen Festivals contre le racisme, das sich coronabedingt auf Online-Formate beschränkte. Aus eigener Erfahrung und Gesprächen mit Kommilitonen weiß sie: Auch unter aufgeschlossenen, akademisch gebildeten Menschen fehlt mitunter tieferes Wissen über Rassismus. „Aber genau das ist nötig, damit Veränderung passieren kann“, ist sie überzeugt.
„Wer nicht von Rassismus betroffen ist und nicht mit anderen Menschen darüber spricht, hat oft seine Privilegien nicht auf dem Schirm“, so Indra Balmers Beobachtung. Es ist einleuchtend, dass man Alltagsrassismus weniger wahrnimmt, wenn er einen selbst nicht betrifft – beispielsweise die Diskriminierung bei der Suche nach einer Wohnung. Umso wichtiger erscheinen Möglichkeiten der Bildung und des Austausches, wie sie das Festivalprogramm boten.
Den Auftakt bildete eine Lesung mit dem Spiegel-Autor Enrico Ippolito, der seinen Beitrag aus dem Buch „Eure Heimat ist unser Albtraum“ vortrug. Er lässt seinen Ich-Erzähler darin von alltäglichen Rassismus-Erfahrungen sprechen, davon, wie er in der Schule „Spaghettifresser“ genannt wird und von einer Diskussion mit einer Freundin darüber, dass Rassismus nicht erst beginne, wenn man „auf die Fresse“ bekomme. „Ich war gelangweilt davon, wie wir in Deutschland Rassismus verstehen“, erklärte er im anschließenden Gespräch die Idee für seinen Text. „Wenn wir etwas verbessern wollen, müssen wir uns klarmachen, in was für gesellschaftlichen Strukturen wir aufwachsen. Wir müssen daran arbeiten, Antirassist:innen zu werden“, betonte er.
Daran wurde im Rahmen des Festivals an zwei Workshop-Nachmittagen gearbeitet: Im Erfahrungs- und Meinungsaustausch lernten die Teilnehmenden, sich klar antirassistisch zu positionieren und sachlich zu argumentieren. Zum Abschluss des Programms sprach Viadrina-Wissenschaftlerin Dr. Vanessa E. Thompson über das „Polizieren von Schwarzsein in Europa und abolitionistische Alternativen“. Die renommierte Rassismusforscherin lehrt seit vergangenem Jahr an der Viadrina – für Indra Balmer ein Glücksfall: „Es arbeiten wirklich wenige People of Colour an der Viadrina. Dass wir nun eine derart starke Stimme hier haben, ist sehr cool.“ Sie wünscht sich noch viel mehr Bewerbungen von People of Colour: „Es ist bestärkend, nicht nur von Weißen unterrichtet zu werden. Die repräsentative Ebene ist total wichtig.“
In ihrer alltäglichen Arbeit als Referentin für Antirassismus berät sie Studierende, die Beschwerden im Zusammenhang mit Rassismus im Unikontext haben. Dabei kann es beispielsweise um unreflektiert verwendete diskriminierende Sprache durch Lehrpersonal gehen oder um empfundene Benachteiligung bei der Bewertung. Ganz aktuell arbeitet Indra Balmer in Zusammenarbeit mit Gesche Andert, der Referentin für Hochschulpolitik Außen, und der universitären AG „Studium und Lehre“ an einer Richtlinie für sensibilisierte Sprache im Unikontext. Auch beim Diversity-Auditierungsverfahren, das die Europa-Uni kürzlich abgeschlossen hat, hat sie mitgewirkt. Die dadurch angestoßene institutionalisierte Beschwerdestelle, die derzeit aufgebaut wird, begrüßt Indra Balmer ausdrücklich: „Es gab bisher große Hürden sich zu beschweren. Sich Gehör zu verschaffen, ist aber ein großer Schritt, um etwas zu ändern.“
(FA)
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