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„Man traf Professor Bolle entweder mit Hut, wie er gerade vom Fahrrad stieg, oder man konnte am Fahrrad sehen, dass er schon an der Uni war.“ – An einen der Gestalter der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der ersten Stunde und zugleich fordernden und fördernden Begleiter zahlreicher Studierender erinnert Prof. Dr. Dr. h.c. Knut Richter in einem Nachruf.
„Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Europa-Universität Viadrina hat mit tiefer Betroffenheit die Nachricht vom Ableben ihres bei Kollegen und Studierenden geschätzten und beliebten Kollegen Friedel Bolle am 5. Oktober 2021 erhalten. Sie spricht seiner Familie, Freunden und Bekannten ihr herzliches Beileid aus.
Professor Bolle gehörte 1992 zu den ersten berufenen Hochschullehrern an der Fakultät und begann als Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie (Mikroökonomie) sein Profil in Lehre und Forschung zu entwickeln.
Nach dem Studium der Mathematik und der Wirtschaftswissenschaften, der Promotion zum Dr. rer. pol. (1978) und Habilitation (1984) an der Universität Hamburg, widmete er sich der aktiven Lehr- und Forschungstätigkeit an den Universitäten Frankfurt am Main und Köln und schließlich an der Universität der Bundeswehr Hamburg, wo ihn der Ruf an die Europa-Universität Viadrina erreichte.
Professor Bolle profilierte sich in erster Linie an der Viadrina als herausragender Wissenschaftler. Das internationale Netzwerk „Research Papers in Economics“ führt die wissenschaftlichen Publikationen von Professor Bolle unter den Top 5 Prozent. Auch das internationale Hochqualitäts-Ranking SCOPUS führt für ihn 67 Artikel, 732 Zitierungen und einen Hirsch-Faktor von 15 an. Nach seiner Versetzung in den Ruhestand setzte er seine wissenschaftlichen Projekte fort und publizierte noch 18 der in diesem Ranking gelisteten Artikel, davon vier erst 2021. Viele junge Wissenschaftler, wie zum Beispiel Alexander Kritikos, Yves Breitmoser, Philipp Otto, begannen ihre wissenschaftliche Entwicklung durch die Zusammenarbeit mit Professor Bolle.
Seine Forschungsthemen entsprachen nicht nur den wissenschaftlichen Trends, sondern auch praktischen Erfordernissen, was die Themen Energie-, Experimental-, Umwelt-, oder Verhaltensökonomie deutlich machen. Mit prinzipiellen Beiträgen zu Fragen des Vertrauens, der Kooperation oder der Verantwortung versuchte er die psychologischen Tiefen wirtschaftlichen Verhaltens auszuloten. Aktiv engagierte sich Professor Bolle auch im ,Verein für Socialpolitik', der ,Gesellschaft für experimentale Wirtschaftsforschung' und der ,International Association for Research in Economic Psychology'.
Professor Bolle fungierte an der Fakultät sowohl als Studiendekan und als Vorsitzender des Prüfungsausschusses. Aktiv arbeitete er im Fakultätsrat mit. In den ersten Jahren nach Gründung der Viadrina trafen sich die zuerst wenigen berufenen Hochschullehrenden oft zu verschiedenen Anlässen zur Diskussion über die weitere Entwicklung der Fakultät. Professor Bolle hatte sehr schnell seinen Wohnsitz nach Frankfurt (Oder) verlegt und konnte dadurch stets am vielfältigen akademischen Leben teilnehmen. In diesen ersten Jahren war es ihm wichtig, persönliche Kontakte unter den Kolleginnen und Kollegen zu entwickeln, die von vielen Universitäten Deutschlands und Polens kamen. Wenn man an manchen Tagen zum Hauptgebäude der Universität kam, traf man entweder Professor Bolle mit Hut, wie er gerade vom Fahrrad stieg, oder am Fahrrad konnte man sehen, dass er schon an der Uni war. Professor Bolle war Sportler durch und durch. So haben wir ihn auch in Erinnerung.
Als Lehrender war Professor Bolle unter den Studierenden beliebt, denn trotz theoretisch anspruchsvoller Veranstaltungen verstand er es, diesen ,schweren Stoff' interessant darzustellen und sie zum Studium zu motivieren. Viele von ihnen haben nach ihrem Studium den Weg zu einer Promotion bei Professor Bolle genutzt. Ihnen gab er stets Inspiration in ihrer Arbeit und war eine Unterstützung bei ihren Vorhaben. Zahlreiche Publikationen entstanden aus diesen Kooperationen.
Friedel Bolle war nicht nur Kollege, sondern für den einen oder anderen auch ein Freund.
Professor Friedel Bolle hat der Tod so plötzlich aus einem aktiven Wissenschaftlerleben gerissen. Er wird uns allen fehlen. Aber vergessen werden wir ihn nicht.“
(Prof. Dr. Dr. h.c. Knut Richter, ehemaliger Prodekan und Studiendekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, bis 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Industriebetriebslehre, an der Europa-Universität Viadrina)
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