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Gemeinsam machen statt nur diskutieren – Online-Dialog „Wie sehen Sie das?“ über das Zusammenleben in der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice

„Gegeneinander – Nebeneinander – Miteinander? Wie wollen wir in unserer Doppelstadt zusammenleben?”  – mit dieser Frage beschäftigten sich knapp 30 Personen aus der Doppelstadt und von der Viadrina am 28. Oktober 2021. Drei Stunden lang diskutierten sie im Rahmen des Online-Dialogformates „Wie sehen Sie das?“ über Probleme und Herausforderungen aber auch Erfolge und Chancen im gemeinsamen Leben an der deutsch-polnischen Grenze.

Zur zweiten Ausgabe des Online-Dialoges hatte Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal zusammen mit dem Frankfurter Oberbürgermeister René Wilke eingeladen. Zur Begrüßung sagte sie: „Als Viadrina verstehen wir uns auch als Ort des Dialoges; so freue ich mich sehr über die Runde und so viele Teilnehmende.“ René Wilke betonte zu Beginn: „Die größte gesellschaftliche Herausforderung ist die Aushandlung des großen Miteinanders. Das kriegen wir nur hin, wenn wir eine Diskussionskultur pflegen.“ Wilke dankte der Viadrina und dem Institut für Konfliktmanagement (IKM) für die Schaffung eines solchen Diskussionsformates, an dem er explizit als Bürger und nicht als Oberbürgermeister teilnehmen wollte. >>> weiterlesen

Screenshots: Heide Fest


Moderiert wurde der Abend von Dr. Anne Holper und Dr. Markus Troja vom Viadrina-Institut für Konfliktmanagement. Am Anfang konnten die Teilnehmenden auf einer Skala von 1 bis 10 ihre Einschätzung zum Zusammenleben in der Doppelstadt zum Ausdruck bringen: 71 Prozent der Teilnehmenden schätzten das Zusammenleben positiv mit 6 oder mehr Punkten ein. In drei thematischen Runden wurde anschließend in kleinen Gruppen das Stimmungsbild genauer ausgelotet und ausgetauscht und danach im Forum gemeinsam präsentiert, wobei verschiedene persönliche Erfahrungen nachvollziehbar wurden.

 Der frühere Arzt und Politiker Karl-Ludwig von Klitzing erzählte beispielsweise von seinem Engagement im deutsch-polnischen Chor. Gemeinsam singen, gemeinsam atmen, zusammenleben durch Musik – solcher Art Initiativen brauche es mehr, war sein Appell. Viadrina-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast betonte die besondere Bedeutung der deutsch-polnischen Familien, von denen es in der Doppelstadt immer mehr gibt. Sie seien wichtige Multiplikatoren, die das Deutsch-Polnische im Alltag erleben, aber auch ihr Umfeld durch gemeinsame Aktivitäten dazu inspirieren, mit dem jeweils anderen Land in Kontakt zu kommen. Generell, so Jajeśniak-Quast, könnten wir mehr wie Kinder sein, die offen, ohne Vorurteile, miteinander spielen.

Zeitrafferaufzeichung vom Graphic Recording der Veranstaltung. Für die Grafik im Großformat bitte hier klicken. Ⓒ Marie Jacobi


Zugeschaltet hatte sich auch Prof. Dr. Hermann Grimmeiss; als Mitglied des Gründungssenates hatte er die Gründung der Viadrina und deren Ausrichtung maßgeblich beeinflusst. Mit einer 10 habe er die Situation in der Doppelstadt bewertet; und das nicht aufgrund der aktuellen Lage, sondern wegen der Chancen. Sein Wunsch in Richtung Frankfurt lautete: „Sie sollten stolz sein auf das bisher Erreichte und sich bewusst machen, welche besonderen Möglichkeiten Sie als Doppelstadt haben, die andere Standorte nicht haben.“ Nicht supranational, sondern europäisch müsse die Zukunft gedacht werden.

Als Herausforderungen wurden mehrfach genannt: die Bewältigung der gemeinsamen schwierigen Geschichte (wobei die jüngere Generation da schon viel lieber in die Zukunft schaut) und die angespannte politische Situation zwischen den Regierungen. Einigkeit herrschte über die wichtige Aufgabe, die darin liege, nicht nur die Überzeugten zu erreichen, die immer dabei sind, sondern auch Beteiligungsformate zu finden, mit denen sich andere Gruppen miteinander ins Gespräch bringen lassen.

Konkrete Ziele, war man sich einig, bringen Menschen zusammen, stärken die Begegnung und fördern so ein Gefühl des „gemeinsam Machens“ – und das sei mitunter wichtiger als das Diskutieren. (AL)

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