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Text und Bilder von Peggy Lohse
Persönlich hatte Professor Reimund Schwarze die UN-Klimakonferenz in Glasgow begleitet; unter anderem berät er das Bundesland Sachsen-Anhalt zu Klimaschutzmaßnahmen. Martin Weiß ist an der Ausarbeitung von Maßnahmenkatalogen zum Erreichen von Klimaneutralität in Deutschland bis 2030 – also in acht Jahren – beteiligt. Im Zoom-Gespräch erörterten sie, was nicht nur Kommunen, Bundesländern und der Bundesregierung, sondern auch der Europäischen Union und letztlich der Weltgemeinschaft bevorstehe, wenn das in Glasgow beschlossene Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden soll.
Entgegen aller medialer Kritik sieht Schwarze die Beschlüsse positiv, als „wichtigsten Schritt zur Weiterentwicklung seit dem Pariser Abkommen. Wenn alles, was beschlossen wurde, so umgesetzt wird, wie es auf dem Papier steht, dann rechnen wissenschaftliche Modelle sogar mit einer Unterschreitung des Zwei-Grad-Ziels.“ Größte Gegnerin der Vorhaben bleibe: die Zeit.
Lunch Lecture online: Dr. Anja Hennig, Prof. Dr. Reimund Schwarze und Martin Weiß (v.l.) diskutieren zur aktuellen Klimapolitik
Der in Medienberichterstattung und politischen Reden allgegenwärtige Begriff beschreibe das Ziel, das erreicht werden soll, indem „Emissionen aus klimawirksamen Treibhausgasen so weit wie technisch möglich reduziert werden“, erläutert Martin Weiß. „Der unvermeidbare Rest, der aus technischen, politischen oder kulturellen Gründen bleibt, kann dann durch sogenanntes Senken – technische oder natürliche Faktoren wie Wälder und Böden – ausgeglichen werden.“ Am Ende herauskommen soll die sogenannte „Netto-Null“ – zum Aufhalten des Klimawandels perspektivisch sogar ein „Netto-Minus“. Der Vorteil von Klimaneutralität anstelle von Emissionseinsparungen sei, dass sich niemand mehr Ausnahmen genehmigen könne: Alle Sektoren und Bereiche müssen sämtliche Prozesse grundlegend umstellen.
Klimapolitische Maßnahmen müssten auf unterschiedlichen Ebenen umgesetzt werden: „Deutschland braucht Europa, Deutschland braucht auch die Welt, denn allein wird Deutschland die Klimaziele nicht erreichen“, betonte Schwarze. „Den Veggie-Day in der Woche brauchen wir weltweit.“ Neben der Staatsebene werden außerdem Bundesländer, Kommunen, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger gefordert sein.
Als eine grundlegende Erkenntnis erklärte Weiß: „Strom muss dekarbonisiert werden.” Heute würden noch 80 Prozent aus Erdöl, Erdgas oder Kohle gewonnen. Erst, wenn Strom komplett aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt werde, sei es sinnvoll, möglichst viele Bereiche zu elektrifizieren. „Es nützt nichts, den Verkehr auf E-Autos umzustellen, solange der Strom nicht dekarbonisiert ist.“ Angesichts der drängenden Zeit müsse, so Weiß, bei jeder „Investition mit einer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren“ überdacht werden, ob sie nicht eine Fehlinvestition sei, so zum Beispiel die Vergabe von Genehmigungen für Erdgas-Infrastruktur. Der Experte schlägt befristete Betriebsgenehmigungen vor, auch im Bereich von Gebäudebau und -sanierungen.
Allein diese Beispiele zeigen, wie eng die unterschiedlichen Entscheidungs- und Umsetzungsebenen zusammenarbeiten müssten. Mit Blick auf die Kommunen spricht Schwarze von einem speziellen Dilemma: „Die Kommunen verursachen 80 Prozent der Emissionen, kontrollieren aber nur zwei bis vier Prozent.“ Darum spielen sie insbesondere bei Genehmigungsverfahren sowie bei der Ausweisung von Freiflächen für regenerative Energien sowie für die Akzeptanz der bevorstehenden Maßnahmen eine Schlüsselrolle. Von globaler Ebene und Bundesebene kommen dafür Impulse und Druck, mehr strategische Planung, beispielsweise bei Gebäudesubstanz und Wärmeplanung, zu betreiben. Denn, so betont Weiß abschließend: „Ohne Ordnungsrecht, allein basierend auf Freiwilligkeit, wird es nicht gehen.“
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