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Matthias Sobiech, Student der Internationalen Betriebswirtschaftslehre, seit 15. Februar an der Uniwersytet Wrocławski (UW) in Wrocław, Polen:
„Seit dem 11. März ist der Lehrbetrieb ausgesetzt. Die Geschäfte schlossen drei Tage danach und es wurden Ausgangsbeschränkungen eingeführt. Nach Telefonaten mit meiner Familie und Freunden habe ich festgestellt, dass die Maßnahmen in Polen deutlich rigoroser sind. So dürfen maximal drei Personen in einen Spätkauf – hier Żabka genannt. Alle, die einkaufen möchten, müssen sich vor den Geschäften die Hände desinfizieren und präparierte Handschuhe nehmen. Zwischen 10 und 12 Uhr sollen Senioren ihre Einkäufe verrichten. Niemand unter 60 / 65 + darf dann einkaufen. Die Polizei weist auf Sicherheitsabstände hin und löst hin und wieder Dreiergruppen auf. Verhaftungen oder größere Bußgeldverweise sind mir nicht aufgefallen. Nichtsdestotrotz wird die Unsicherheit vieler Menschen deutlich: Fast jeder Zweite trägt irgendeine Form von Maske oder Handschuhe, vor allem die Älteren. Auch wechseln Personen die Straßenseite und es gibt merkwürdiges Warteschlangen-Rangieren.
Ich habe keine Angst, finde es aber äußerst schwierig, die Situation zu beurteilen. Die Fallzahlen in Polen sind im europäischen Vergleich sehr niedrig. Ich versuche, die Vorschriften einzuhalten, aber manche Maßnahmen wirken unausgewogen. Ich habe das Glück, weiter für meinen deutschen Arbeitgeber (auch von weiter weg) arbeiten zu können. Für das Studium besuche ich Online-Vorlesungen und schreibe Essays. Die UW hat professionell reagiert und schnell Maßnahmen ergriffen. Gleichzeitig vermute ich schmunzelnd, dass die digitale Entwicklung an der Uni jetzt durch das Virus einen Sprung von 20 Jahren erleben wird.
Als ich von den Einschränkungen erfuhr, gab es einen kurzen Moment, in dem ich darüber nachdachte, Wrocław wieder zu verlassen. Aber ich hatte schon einen Mietvertrag unterschrieben und eine Rückkehr hätte für mich in Deutschland Quarantäne-Maßnahmen bedeutet. Ich nutze die Zeit hier für Online-Sprachkurse und Angebote wie Skillshare oder Datacamp, um mich beruflich weiterzubilden. Und: Um nicht völlig die Klamotten zu sprengen, mache ich jede Menge Yoga und Indoorsport.“
Jas Holle, 4. Semester Soziokulturelle Studien, seit 6. März an der UBA (Universidad de Buenos Aires), Facultad de Filosofía y Letras, Argentinien:
„Am 5. März ging mein Flug nach Argentinien. Am 6. kam ich in Buenos Aires an. Am 7. wurde der erste Corona-Todesfall in Argentinien gemeldet. Das Virus ist also quasi mit mir herübergeflogen, und so galt ich – welch ungewohnte Position für eine Person mit europäischem Pass – nun als Teil einer Risikogruppe, die die Gesundheit der ‚argentinische Bevölkerung‘ gefährdete. Kommuniziert wurde das erst vorsichtig und von Seiten der Universität: ‚Bitte gehen Sie die ersten 14 Tage nicht in die Uni.‘ Eine Woche nach Ankunft hieß es dann von Seiten des Staates: ‚Bitte begeben sie sich in Quarantäne‘.
Die erste Woche habe ich genutzt, um meine Einführungsveranstaltung zu verpassen und mich auf Wohnungssuche zu begeben. Die Quarantäne für alle aus Europa eingereisten Personen galt ab genau dem Freitag, an dem ich mein Zimmer gefunden habe – gutes Timing. Die Ausgangssperre für das ganze Land galt dann ab dem Freitag, an dem meine zweiwöchige Quarantäne vorbei war – schlechtes Timing. Inzwischen wurden die Ausgangsbeschränkungen bis Mitte April verlängert. Der Uni-Start war schon vorher verschoben worden. Also sitze ich nun seit vier Wochen in einer Dreizimmerwohnung meist auf meinem kleinen Balkon, und bewege mich zwischen Zimmer, Küche, Supermarkt (gegenüber) und Bankautomat (um die Ecke). An mutigen Tagen schnappe ich mir einen Beutel, um mich vor der Polizei auf den Straßen als Einkäufer zu tarnen, und spaziere durch mein Viertel.
Zurückfliegen möchte ich nicht – ich habe mich doch gerade erst verabschiedet. Zudem: Was wäre in Berlin so viel besser, außer, dass ich mich beim Spazieren nicht als Einkäufer tarnen müsste? Ich hoffe nun, dass die Uni online bald losgeht, sonst muss ich mir noch mehr Beschäftigungstherapien suchen.“
Adrian Piprek, 6. Semester Kulturwissenschaften, seit 25. Februar an der Sookmyung Women´s University, Seoul, Südkorea:
„Die koreanischen Behörden fahren seit meiner Ankunft eine ,Social Distancing‘-Kampagne, die an allen öffentlichen Orten präsent ist. Alle Großveranstaltungen wurden bereits im Februar abgesagt, die Museen sind seitdem auch geschlossen. Läden, Restaurants, Malls und Bars haben weiterhin geöffnet. Generell geben die Leute auf den Straßen acht aufeinander und alle tragen Masken, um andere nicht anzustecken. In einigen Geschäften und grundsätzlich in öffentlichen Verkehrsmitteln, gilt eine Maskenpflicht. Ich kann das Haus verlassen und essen gehen oder einkaufen, man soll aber große Menschenmengen meiden.
Meine Gastuniversität hat das Semester erst verschoben, inzwischen finden seit zwei Wochen Online-Kurse statt. Die Kurse sollen noch bis zum 13. April online stattfinden, dann wieder regulär im Seminarraum und Hörsaal.
Aktuell lässt es sich trotz der Situation hier sehr gut leben, ich fühle mich sicher. Mich besorgt aber die Situation in Deutschland und die Gesundheit meiner Familie. Mit dem Gedanken, das Auslandssemester abzubrechen, habe ich nicht wirklich gespielt. Ich vertraue auf die Maßnahmen der Behörden; das Gesundheitssystem in Korea ist eines der besten weltweit.
In Seoul sind (Stand 29. März) 410 Menschen mit dem Coronavirus infiziert – von 9.600 Infizierten im gesamten Land. Das Zentrum der Infektion befindet sich in Daegu und der angrenzenden Region, gut 300 Kilometer entfernt von Seoul.“
Karla Oppermann, 5. Semester Kulturwissenschaften, vom 7. Februar bis 14. März an der Universidad de Sevilla, Spanien:
„Bis zum Abend des 13. März war ich mir sicher, dass ich in Spanien bleiben möchte. Doch die Verdopplung der Infektionszahlen im Land innerhalb von zwölf Stunden haben mich dazu veranlasst, das Land so schnell wie möglich zu verlassen. Am 14. März bin ich zurück nach Deutschland geflogen und habe mich 14 Tage in die freiwillige häusliche Quarantäne begeben.
Der Studienbetrieb war bis zu dem Zeitpunkt meiner Abreise kaum verändert. Obwohl es an der Universidad de Sevilla bestätigte Fälle gab, wurde die Uni erst am 12. März vom andalusischen Landesparlament geschlossen. Der Universitätsbetrieb wird jetzt online weitergeführt. Deshalb habe ich mein Auslandssemester offiziell auch nicht abgebrochen.
Die Entscheidung, Spanien zu verlassen ist mir nicht leichtgefallen. Aber ich bin nach Spanien gegangen, um das Land und die Leute kennenzulernen, dies ist mir im Moment nicht mehr möglich. Die Ungewissheit, ob und wann ich wieder zurückkehren kann, schwingt jeden Tag mit. Dennoch bin ich froh, dass ich jetzt in Deutschland bei meiner Familie bin.“
Wie Marie Steffens ihr Auslandssemester in Bologna erlebt, lesen Sie hier.
Loïc Bickert unterbrach sein Jahr in Argentinien und flog im Botschafts-Flieger zurück nach Deutschland, hier seine Eindrücke.
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